Fahrt vorsichtig!

München, meine Heimatstadt! Die Stadt vom Valentin Karl! Da lag im Bücherregal beim Altenheim ein opulenter Bildband über die Stadt aus dem Verlag Das Beste, 1994 veröffentlicht. Auf Seite 17 war ein Bild aus der ziemlich zerstörten Stadt 1945 abgedruckt, das Karlstor (Stachus), an dem ein Transparent prangt: »Death is so permanent. Drive carefully«. Fand ich irre.

Hier das Foto, dessen Negativ im Bildarchiv Marburg liegt:

2020-02-14-0001

München, Karlstor, um 1300, Umgestaltung 1861/1862, Fotograf: unbekannt, Aufn.-Datum: um 1946/1957? © Bildarchiv Foto Marburg, Aufnahme-Nr. LA 1.165/30, Rechte vorbehalten

Schon die Aussage Death Is so permanent trägt surreale Züge. Dass der Tod endgültig und unwiderruflich ist, das ist uns bewusst; dann noch diese Präzisierung: so unwiderruflich. Es ist der Prolog einer Warnung: fahrt vorsichtig! Weil der 2020-02-14-10001Tod so endgültig ist. Das könnte und sollte an vielen Autobahnen stehen; an jeder Einfallstraße in eine Stadt sollte man das lesen müssen. In der ganzen Welt. Das Autofahren kostet ja jedes Jahr in der Welt eineinviertel Millionen Menschen das Leben, endgültig und unwiderruflich. Das macht man sich nicht so richtig klar, wenn man ein Auto mit hohem Tempo lenkt. .

Doch dann in dieser geschichtlichen Situation, wo auf dem Bild kein einziges Motorfahrzeug zu sehen ist! Noch dazu in einer zerbombten Stadt, die für den Krieg und seine 50 Millionen Toten eine unheilvolle Rolle spielte (Hitler hatte sie zur Hauptstadt der Bewegung erklärt). Alles scheint vorbei, alle leiden Hunger, und die US-Verwaltung warnt die Autofahrer! Man warnte die Handvoll amerikanischer GIs in ihren Jeeps, die sicher kräftig dem Bier zusprachen und durch die Stadt rasten. Wie immer wird der permanente Tod nicht die Fahrer betroffen haben, sondern einige herumirrende Einheimische. Aber nett, dass an sie auch gedacht wurde.

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