Hallo Julia!

Kleiner geht’s kaum: So groß wie meine Handfläche war das Büchlein Das kleine Halleluja, das im Second-Hand-Regal eines katholischen Altenheims unbeachtet lag. Hat sogar eine ISBN-Nummer, stammt aus dem Jahr 1989, und es ist ein Oncken MiniSchmunzel Buch, denn Oncken heißt der Verlag (Wuppertal/Kassel), dessen Herausgeber Günter Balders Anekdoten aus dem christlichen Umkreis gesammmelt hat, von denen ein paar zitiert werden sollen, weil sie zu schön sind.  

Mein Titel und der Titel des Büchleins kommen in der ersten Geschichte zusammen. Die dreijährige Julia hat in der Sonntagsschule wohl Halleluja gesungen und sagt ihrer Mutter, sie hätten ein Lied über sie gesungen, und das heiße: Hallo Julia, lusungu1hallo Julia! In einigen Geschichten geht es um Missionare. Nehmen wir Aufklärung:

Ein Missionar trifft im finstersten Urwald auf einen Afrikaner, der wie wild auf seine Trommel schlägt. »Was ist los?« fragt der Missionar von oben herab. »Wir haben kein Trinkwasser«, antwortet der Medizinmann. »Aha«, sagt der Missionar, »und nun betest du um Regen.« — »Nein«, entgegnet der Medizinmann, »ich benachrichtige den Klempner.« (Rechts Lusungu, die große Zauberin, die im März 2015 in einem Beitrag vorkam)

Was ist der Unterschied zwischen einem Missionar und einem Pastor? Der erste macht die Wilden fromm, der zweite die Frommen wild. Das Büchlein stammt aus protestantischer Quelle, also kriegt der Pastor auch sein Fett ab. In evangelischen Gottesdiensten hat das Wort großes Gewicht, es wird lange und symbolisch aufgeladen gepredigt. Nun drei Anekdoten über die Predigt und ihre Gefahren.

Behutsamer Fußtritt

»Sie sollten die Kanzel auf Zehenspitzen verlassen«, riet ein älterer Pastor dem jungen Kollegen, nachdem er ihn mehrmals hatte predigen hören. »Wieso auf Zehenspitzen?« fragte der Jüngere erstaunt. »Damit Sie die Leute nicht aufwecken!«

Visionäre Einsicht

Ein älterer Pastor machte während der Predigt eine längere Pause und blickte starr vor sich hin. Einer der Presbyter fragte den Seelenhirten hinterher nach dem Grund. »Nun, ich habe eine Erscheinung gehabt«, erhielt er zur Antwort. Das Ganze wiederholte sich am nächsten Sonntag — wieder hatte der Pastor eine Erscheinung gehabt. Der Presbyter fasste sich ein Herz und fragte behutsam: »Und was für eine Erscheinung haben Sie gehabt?« — Seelenruhig antwortete der Pastor: »Eine Alterserscheinung.«

O weh, o Weh

Ein älterer Bauer besuchte regelmäßig den Gottesdienst und schlief ebenso regelmäßig während der Predigt ein. Aber an einem Sonntag blieb er hellwach, zur Freude des Pastors, der zufrieden feststellte, diesmal wohl auch besonders lebendig gepredigt zu haben. Beim Hinausgehen drückte er dem Alten kräftig die Hand und meinte: »Heute hast du dich aber tapfer gehalten!« »Na«, entgegnete der, »wenn du solche Zahnschmerzen gehabt hättest wie ich, hättest du auch nicht schlafen können.«

Gut auf den Punkt gebracht ist auch die Anekdote um den uralten Mann, und sie heißt Kerngesund:

Ein junger Vikar besuchte das älteste Gemeindemitglied zu dessen 99. Geburtstag. Beim Abschied meinte der Vikar: »Ich hoffe sehr, Sie an Ihrem 100. Geburtstag wieder grüßen zu können.« Darauf der Alte: »Ich wüsste nicht, warum das nicht der Fall sein sollte, junger Mann. Sie scheinen mir kerngesund zu sein.«

Bei den Protestanten ist der Vikar etwas wie ein Referendar. Er hat das Studium absolviert und sieht der Ordination entgegen. Der Presbyter (in der Geschichte mit der visionären Einsicht) ist einer der »Ältesten«, die zusammen mit dem Pfarrer die Kirchengemeinde leiten.

 

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