Rossana Rory
I soliti ignoti wollte ich mir anschauen, wieder so eine italienische Filmkomödie von 1962. Die üblichen Verdächtigen heißt der Titel, es ist eine Gaunerkomödie mit immerhin Marcello Mastroianni und Vittorio Gassman, und gedreht hat sie Mario Monicelli. Zwanzig Minuten kann man das aushalten, dann wird die Blechmusik auf der Soundspur zu nervig und das Herumgehampele der Akteure zu hektisch. Nur eine Frau fällt auf, die cool und schön abseits steht wie eine Göttin: Rossana Rory.
Also schreibe ich nicht über die Komödie, sondern über Rossanna Rory. Ich habe sie kurz (und schlecht) gezeichnet, weil man nie weiß, welche Fotos man honorarfrei verwenden darf. Doch jeder kann unter ihrem Namen die Bilder anklicken und wird ihre Schönheit und Eleganz bewundern. I soliti ignoti gibt es als ganzen Film, und bei Minute 13:43 bis 13:47 sieht man sie vorne links in Großaufnahme: makellos, unnahbar und wunderschön.
Rossana Coppa wurde am 7. September 1927 in Rom geboren und wirkte als Rossana Rory von 1951 bis 1962 in 18 Filmen mit, darunter in Hollywood, das sie einlud, mit Errol Flynn. Marlon Brando soll sie geliebt haben und Gig Young ging mit ihr aus. 1962 spielte sie noch in L’Eclisse von Michelangelo Antonioni und in Sage-Femme von Jean Negrulesco. Dann nichts mehr.
Im Internet findet sich nichts darüber. Es bleibt ein Geheimnis, warum die Italienerin, die sich nicht hinter Grace Kelly (geboren 1929) und Kim Novak (1933) verstecken musste, mit 35 Jahren dem Filmgeschäft Adieu sagte und abtauchte. Man weiß nicht, wie ihr weiteres Leben verlief; nur dass sie noch lebt und demnächst 93 wird, weiß man. Vermutlich könnte man sie in einem Altenheim in Rom antreffen und sie danach fragen. Doch schön, dass es noch Geheimnisse gibt.
Mitte der 1950er Jahre äußerte Rossana Rory schon ihre Enttäuschung über Hollywood und fragte sich, warum sie, die in Italien ein Star sei, dort so behandelt würde? Vielleicht hatte sie die ganze Filmbranche satt. Wenn man nun darüber nachdenkt, kommt einem ohnehin das ganze Star-System und der ganze Planet Hollywood falsch vor, verlogen und überflüssig. Rosanna hat sich also verabschiedet und anders gelebt.
Sie zog sich ins Privatleben zurück und bewies damit die Weisheit, die andere erst entwickeln, wenn das System nichts mehr von ihnen wissen will. Denn schon mit 40 wird es schwierig für Frauen, im Film gute Rollen zu bekommen. Die Maschinerie verschlingt Menschen. Wer oben bleiben will, wird kein Privatleben haben und muss sich das ganze Leben lang beobachten lassen: der Preis für Wohlstand und Bewunderung. Das Leben wird zu einer Rolle, und am Ende wird man nicht mehr wissen, wer man gewesen ist.
92 Jahre alt ist Rossana nun, das ist wunderbar. Sie wird nicht mehr schön sein, doch ich merke selbst in meinen Tagen im Altenheim, dass es darum nicht geht. Es entstehen Sympathie und Zuneigung, ohne dass das mit dem Äußeren zu tun hätte. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber die äußere Erscheinung ist ohne Bedeutung, man reagiert auf den ganzen Menschen und seine Aura, und die Damen dort haben ihre eigene Schönheit, die wirkt.