Römisches Erinnerungsbuch hat Werner Bergengruen (1892-1964) seine Beobachtungen in der Ewigen Stadt genannt, in der er um 1949 wohnte. Das ist alles schön geschrieben und tief gedacht, gehört aber einer längst vergangenen Epoche an. Doch eine Bemerkung (in Klammern) ist außerordentlich.

Es ist da, wo er schreibt, dass ein Aufsichtsbeamter ihn bemerkt hatte und darüber belehrte,

dass hier Privatpersonen kein Zutritt gestattet sei und du zu den sogenannten Unbefugten gehörst. (Aber mein Gott, wieviel Unheil haben in Rom wie allenthalben auf unserer Erde nicht die Befugten angerichtet!) 

Den Satz habe ich hervorgehoben. Wie wahr er doch ist. Die »Befugten« gehören dazu, sie spüren das Recht und die Macht auf ihrer Seite. Sie neigen dazu, Regeln übererfüllen zu wollen, gerade in Deutschland; sie sind oft selbstgerecht und manchmal gnadenlos. Es ist beneidenswert, über das Privileg zu verfügen, dazuzugehören und hineinzudürfen, doch wie leicht missbraucht man dieses Privileg! Herr, gib, dass die Befugten mit der Demut der Unbefugten zu Werke gehen!

Dieser Eintrag wurde am Freitag, den 15. Mai 2020 um 00:42 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Literatur zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.