Flugverkehr (110): Jürgen Ziewe

Ein Weiser sagte: »Der Geist ist das, was alles umfasst und dabei gleichzeitig von allem umfasst wird.« Das ist paradox (neben der vernünftigen Meinung: para doxa, griechisch), doch wenn wir die Aussage ernst nehmen, gibt es die Frage nicht mehr, ob wir uns auf Seelenreisen im Außenraum oder im Innenraum befinden. Beides ist richtig. Doch der Menschenverstand wehrt sich dagegen.

DSCN4453Ein Amerikaner, der seine Nahtod-Erfahrung klar und nüchtern analysierte, sagte dazu: »Du gehst nach innen. Du gehst immer nach innen.« Das ist allerdings wieder eine Entscheidung, die wir ja nicht wollen. Innen ist außen. Plötzlich fällt mir ein gutes Bild ein, und ich denke an meine Vergangenheit als Redakteur. Unser mind (Geist/Bewusstsein) ist wie die Zentrale einer Nachrichtenagentur, innerhalb eines Gebäudes, aber mit allem draußen verbunden mit unsichtbaren Fäden; und so genial verbunden, dass die ganze Zentrale sofort woanders sein könnte. Ohne Gebäude und ohne Rechner.

Unser Geist mit dem göttlichen Funken operiert bereits in der vierten oder fünften Dimension, die lässig die drei Dimensionen unserer Welt in sich aufbewahrt tragen. Und wenn das Gebäude zusammenbricht oder der Körper aufgegeben werden muss, ist ohnehin alles klar. Dann strömt der Geist hinaus in seinen Innenraum — oder macht sich völlig unbehindert dort breit, wo er immer schon war. Moshe Feldenkrais hat einmal gesagt, die Nervenzellen, die nach innen schauen, überträfen ums Tausendfache jene, die nach außen orientiert sind. Das sagt uns etwas.

Jürgen Ziewe unternimmt seit über 40 Jahren außerkörperliche Reisen, meint aber derzeit, das interessiere ihn nicht mehr besonders. Er müsse gar nicht reisen; er sei ja schon jeweils da, wo er sein wolle. Er sagt auch, dass es viele Universen gibt mit unterschiedlichen Schwingungszuständen. Mag ich auch schon da sein, so bin ich’s doch nicht; um woanders zu sein, muss ich dennoch etwas tun, und wenn ich nur meinen Schwingungszustand verändere. Potenziell bin ich überall, ja.

Ziewe, der Deutsche, schreibt englisch, um viele Leserinnen und Leser zu erreichen. Ich muss seine Ausführungen also in seine (und meine) Muttersprache rück-übersetzen.

77ffDa ich bereits erkannte, dass es keine Trennung zwischen dem Wahrnehmenden und dem Wahrgenommenen gibt, betrachte ich diese Wahrnehmung als die meine und als eine Realität, die mich umgibt und zu der ich gehöre. Ich trete nicht mehr eine Reise außerhalb meines Körpers an, ich spanne nur mein Bewusstsein an, damit es das ist, was es bereits ist. In diesem zentralen Zustand der Wahrnehmung habe ich Zeit und Raum überschritten. Alles, was vor mir erscheint, besteht aus Licht und ist aus meinem wesentlichen Körper und meinem Sein geformt. Ich stehe im Licht der Schöpfung und kann seine faszinierenden inneren Strukturen und die schönen Ansichten erfahren, die sich andauernd verändern, stetig sich wandelnd wir mein eigener Körper. Dies sagt mir, dass ich den Vorhof meiner wahren Heimat betreten habe, den Sitz meiner Seele.

Ich bin in Übereinstimmung mit der höchsten schöpferischen Intelligenz, an der Quelle und im Kern des Lebens. Infolgedessen kann ich in allem vorhanden sein und es von innen nach außen erleben.

16890rWie er sich mir präsentiert, in absoluter Freiheit und in seinem puren Sein, mag dieser Zustand von mir als nichts als Licht erfahren werden, verziert durch die unglaublichsten Geräusche, weil ich in meinem reinsten Dasein bin und daher alles, was ich will, erschaffen, besuchen und erfahren kann, einfach indem ich mich auf den Raum konzentriere, der mich umgibt. Oder ich kann am Saum eines ewigen Ozeans stehen, aus dem wachsende Wellen aus Licht auf den Strand brechen und mich überwältigen, und mit jedem Brecher erlebe ich die äußerste Ekstase, von Liebe eingehüllt zu sein. Oder ich liege vor Ehrfurcht vor dieser unglaublichen Kraft der Gegenwart und dieser neuen Welt auf den Knien, und mein noch ausgedehnteres Bewusstsein könnte mich zum Zeugen von Wirklichkeiten machen, die ich bis dahin nicht gekannt hätte.

Ich kann mir vornehmen, die Entstehung und Formung neuen Lebens mitanzusehen. Was immer ich besuche oder miterlebe, folgt den inneren Geesetzen des Bewusstseins, und ich lasse zu, dass diese Gesetze in meinem Beisein sich vollziehen, ob ich nun beschließe, an etwas teilzunehmen oder nicht.

Mexico 044Ich kann genausogut mich in eine bereits existierende himmlische Kolonie oder eine Stadt versetzen, die ihre eigenen Strukturen, Kennzeichen und soziale Bedingungen besitzen. Ich könnte das übernatürliche Gegenstück meines Lieblingsplatzes auf Erden besuchen und seine Pracht und sein Leben genießen. Oder ich besuche außerirdische Welten in anderen Universen, deren Planeten aus Substanzen bestehen, die uns unbekannt sind. Dabei eigne ich mir rasch ein neus Grundgerüst von Sinneswahrnehmungen an, um das Fremde begreifen zu lernen. Das Überraschende ist, dass ich, wo immer ich hingehe und wie seltsam außerirdische Realitäten wirken, immer schon zu Hause bin, das ich nie verlassen habe, weil ich mit der Quelle dessen, was ich bin, in Verbindung stehe. So reich, so perfekt, so vollständig ist das Heim meines Bewusstseins.

 

Klingt schön. Keine Reisen sind nötig, ich bin schon zu Hause. Wir sind schon erlöst, sind auch schon im Paradies. Wir wissen es nur nicht oder haben es vergessen. Und mühen uns mit dem Klein-Klein des Alltags ab, mit engstirnigen Kollegen, und wir versumpfen darin, vergeuden unsere Energie. Wir haben es nicht drauf, wie Ziewe das Bewusstsein »anzuspannen« und überall zu sein. Das Himmelreich ist in euch, predigte Jesus Christus. Dieser Satz ist nie ernst genommen worden. May the Force Be with You, war die Losung bei Star Wars. Sie ist es. Immer. Schaut eure Träume an.

Dazu lesen: Die Außenwelt der Innenwelt

 

 

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