Stalker
Vage Erinnerungen hatte ich an Stalker, den fünften Film von Andrei Tarkowski, 1979 erschienen. Vermutlich hatten wir ihn Anfang der 1980er Jahre mal gesehen. Wirkung heute immer noch stark, auch wenn ja nichts passiert eigentlich. Der Stalker führt zwei Touristen in die »Zone«, die irgendwie ein denkende, unberechenbare Region ist (Achtung: Solaris). Also wieder ein Kammerspiel, diesmal zu dritt. Irreale Landschaft.
Der Beginn des Films ist von einer unerreichten Trostlosigkeit. Schön ist das, in diesem Schwarz-Weiß, im Film hier von 4:10 bis 12:40. Wer das aushält und sogar für attraktiv hält, für den ist Tarkowski richtig. Der Stalker ist wortkarg, glatzköpfig, sensibel. Seine Touristen sind ein geschwätziger Schriftsteller und ein egozentrischer Physik-Professor. Wer die innerste Kammer erreicht, dem geht sein geheimster Wunsch in Erfüllung. Gerade dort, am Ziel, geraten die drei in Streit. Soll man die Kammer zerstören, dass keine Machthungrigen hingelangen können? (Ein Vorschlag des Professors.) Sie zerreden alles. Haben die beiden keine geheimen Wünsche? Haben sie Angst, sie verwirklicht zu sehen?
Nach der Rückkehr verzweifelt der Stalker (Alexander Kaidanowski) in der Rückschau fast an seinen egomanischen Begleitern und weint sich bei seiner Frau (Alissa Freindlich) aus, die dann zu einem Monolog ansetzt. Wenn sie über ihr gemeinsames, entbehrungsreiches Leben mit dem Stalker spricht in der Trostlosigkeit des öden Apartments und sagt, ohne die Leiden wäre es schlimmer gewesen, so jedoch sei es schön … dann tut sich plötzlich etwas auf, man begreift etwas: die Würde des Strebens nach dem Guten und die Schönheit des Hierseins, das durch den Stalker und sein Ethos Sinn und Kraft erhält und ein Fundament ist. Es ist ein Leben, das keine Wertung braucht. »Und das Leben ist siegreich«, heißt es bei den gnostischen Mandäern.