Flugverkehr (103): 33 Grad, 12 Stunden

Drei Tage mit dem Rad unterwegs, drei Beiträge. Man ist wieder erfüllt von neuen Impressionen. Von Mélisey bin ich am Schweizer Bundesfeiertag bei geschätzten 33 Grad in einem Tag die 120 Kilometer nach Hause gefahren, um 9 Uhr los, und um 20 Uhr war ich zu Hause. Immer wieder kauft man ein und füllt seine beiden Flaschen mit Wasser, doch es reicht nicht richtig. Ein kühles Bier am Kanal, und zu Hause trank ich in 5 Minuten eineineinhalb Liter Tee leer.

SDC10381Es treibt einen natürlich heim, außerdem hatte sich jemand angesagt. Wenig Autoverkehr, durch kleine menschenleere Dörfer, immer Richtung Westen, und am Kanal wäre man nur noch 60 Kilometer vom Ziel entfernt. Was für eine Freude, ihn aufzuspüren! Auch vor 5 Jahren bin ich einmal vom Murtensee an einem Tag nach Hause gefahren, 160 Kilometer. Es ist unglaublich, was man so schafft. Gegessen habe ich nach dem Frühstück den ganzen Tag über nur mehr ein Stück Pizza und SDC10389eine Banane. Sowas muss und sollte man nicht machen, doch man macht es halt. Im Körper stecken unglaubliche Reserven. Man wird zur Maschine.

Von Zeit zu Zeit sollte man wieder Antoine de Saint-Exupérys Buch Wind, Sand und Sterne zur Hand nehmen (Terre des hommes). 1935 stürzte er mit seinem Mechaniker Prévot auf einem Flug nach Indochina in der Wüste ab. Dort kann man nur 19 Stunden ohne Wasser überleben. Die Nächte sind eisig kalt, und marschieren lässt es sich nur in den frühen Morgenstunden. Ohne viel Flüssigkeit wandern die beiden 80 Kilometer dahin, bis sie auf Spuren im Sand stoßen und von einem Araber gerettet werden. Vorher hatte er schon Bilanz über sein Leben gezogen, denn das Überleben stand in Frage.

Wenn ich diesmal davonkäme, ich finge mein Fliegerleben nochmals an. Ich muss leben, und in den Städten gibt es kein menschenwürdiges Dasein. Mir geht es nicht um die Fliegerei. Für mich ist das Flugzeug nicht Zweck, es ist ein Mittel. Mein Leben schlage ich nicht für die Fliegerei in die Schanze, so wenig wie der Bauer für den Pflug arbeitet. Aber mit dem Flugzeug verlässt man die Städte und ihre seelenlose Rechnerei und findet auf anderem Wege die bäuerliche Wahrheit wieder. Man lebt mit Winden, Sternen, Nacht und Sand, arbeitet als Mensch und sorgt sich als Mensch. Man misst sich mit den Kräften der Natur und wartet auf den neuen Tag wie der Gärtner aufs Frühjahr. Man ersehnt den Flughafen wie ein gelobtes Land und sucht seine Wahrheit in den Sternen.

Dann die Spuren im Sand. Der Beduine. Er hat Wasser.

Wasser!
Wasser, du hast weder Geschmack noch Farbe, noch Aroma. Man kann dich nicht beschreiben. Man schmeckt dich, ohne dich zu kennen. Es ist nicht so, dass man dich zum Leben braucht: du selber bist das Leben! Du durchdringst uns als Labsal, dessen Köstlichkeit keiner unserer Sinne auszudrücken fähig ist. Durch dich kehren uns alle Kräfte zurück, die wir schon verloren gaben. Dank deiner Segnung fließen in uns wieder alle bereits versiegten Quellen der Seele. Du bist der köstlichste Besitz dieser Erde. Du bist auch der empfindsamste, der rein dem Leib der Erde entquillt. 

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