Befürchtungen

Zur Zeit fällt mir immer ein Satz von Emmanuel Swedenborg ein, wenn ich an diese hochentwickelte Gesellschaft denke, die sich selber lähmt. Allen fällt fast zwanghaft ein, was alles passieren könnte, und im Kleingedruckten (und mit großen Worten) versucht man, Vorkehrungen zu treffen; die Zahlen seien schon wieder gestiegen, vielleicht komme eine zweite Welle, mit der Immunität soll es nicht so weit her sein … Warten wir also auf den Satz.

Der Satz, der in dem Buch Himmel und Hölle steht, lautet:

Durchwegs aber werden alle, die in den Höllen sind, durch Befürchtungen regiert. (543.)

Swedenborg, 1688 geboren, war ein großer Gelehrter im Bergbau und in der Physik, bevor er um 1745 von den Engeln besucht wurde, die ihm Himmel und Hölle und die Geister anderer Sterne zeigten. Bis zu seinem Tod 1772 schrieb er hunderte — ach was, tausende — Seiten über seine Beobachtungen und Gespräche, und sizilikatakombich sehe nicht, warum man das ignorieren sollte. Er schrieb zum Beispiel: Gott, also das Gute, würde nie jemanden verdammen. Bei ihm, in Swedenborgs Werken, kommen auch ungetaufte Säuglinge und gute Heiden in den Himmel, der kein Raum mit einem Tor ist, sondern der in uns angelegt ist. Die Bösen schicken sich selber in die Hölle; sie ertragen das Himmelslicht nicht.

Je mehr man hat, desto mehr Angst hat man, alles zu verlieren. Da gibt es deutsche Leute mit Eigenheim und Garten, mit zwei dicken Autos davor und einer Ferienwohnung in den Bergen, und die sind unzufrieden und wissen auch nicht, warum. Sammelt euch Schätze im Himmelreich; ihr seid eure Liebe und eure Weisheit, und damit geht ihr in die andere Welt. Das glauben die Besitzenden nicht, und darum klammern sie sich an ihr Stücklein Erde. Unser geistiges Ambiente ist unsere Welt, hier wie dort, und wer von Befürchtungen regiert wird, lebt in einer Art Hölle, die er dennoch für die beste aller Welten hält. Bleibt das Ungenügen, die schlechte Stimmung, die Lustlosigkeit in allem. Daran wird man nichts ändern können.

Tor zum LichtManchmal bringt einen eine Krankheit oder ein Unglück auf den richtigen Weg. Hoffen wir aber, dass es andere Möglichkeiten gibt. Manche haben im Schlaf eine Eingebung erhalten, andere wurden von einem Licht heimgesucht und fanden den Weg. Hoffen wir, dass möglichst viele ihrer privaten Hölle entrinnen und einsehen, dass dieses Leben ein Spielfeld ist, um seine Seele zum Reifen zu bringen, im Einsatz für den Nächsten und unter Vernachlässigung ihrer ach so wichtigen Bedürfnisse. Das Ich ist nicht wichtig; erst wenn es in den Hintergrund gedrängt wird, fängt das wahre Leben an.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.