Flugverkehr (112): Der sensible Kanarienvogel

Sensibel ist zwar ein Wort, das wir Menschen beilegen, aber auf Tiere trifft es besser zu. Sensus steckt drin, der Sinn, und Vögel haben mehr Sinne als wir, was das Beispiel des Kanarienvogels Cheerie belegt. Gleich hören wir von ihm und noch mehr über Kanarienvögel im Zusammenhang mit Psi-Ereignissen. 

il-canarino.-320x320Der Kanarienvogel (Serinus canaria) hat seinen Namen von den Kanarischen Inseln, von denen er durch spanische Seeleute mitgebracht wurde. 13 Zentimeter wird er groß, und nach Züchtungsbemühungen ist er nicht nur gelb, sondern kann auch rotes oder weißes Gefieder aufweisen. Interessant finde ich, dass Kanarienvögel früher von Bergleuten unter Tage mitgenommen wurden (etwa im Ruhrgebiet), bis auf 800 Meter Tiefe, weil sie auch im Dunkeln singen. Hörten sie auf zu singen, konnte das nur bedeuten, dass Sauerstoff fehlte oder — noch schlimmer — dass Kohlenmonoxid in der Luft war. Die Vögel reagieren 16 Mal sensibler als Menschen auf Störungen im Lufthaushalt. So konnte ein Kanari Leben retten.

Die heutige Geschichte geht auf den Artikel Uccelli e psi zurück, den Pierluigi De Cerretani für das Heft 2/2020 von Il Mondo del Paranormale (Rom) geschrieben hat. Cerretani spürte die Geschichte um Cheerie und die anderen auf.

W. Adair Roberts, ein Engländer, hatte in Kanada eine liebe Freundin, die körperbehindert war und ein schweres Schicksal hinter sich hatte. Sie besaß den Kanarienvogel Cheerie, der in einem Käfig lebte, aber nach Gutdünken in dem großen Haus umherflattern durfte. War Besuch dagewesen und wieder gegangen, fragte die Frau ihre Mitbewohnerin sofort nach ihrem Urteil, und sie (oder er?) zwitscherte etwas, aus dem man gleich entnehmen konnte, ob der/die Besucher/in ihre Billigung fand. Es gab sogar einen besonderen Laut zur Begrüßung, und man brauchte Zeit, um Cheeries Repertoire kennenzulernen.

Adair Roberts bekam von Cheerie ein günstiges Urteil. Der Vogel flötete besonders schön, wenn er da war, und so durfte er wiederkommen, was er in den Jahren von 1922 bis 1926 auch oft tat. Kaum hörte er die Stimme des Mannes, flötete er in den höchsten Tönen. Und Adair Roberts flog beruhigt zurück (im Flugzeug), hatte seine kranke Freundin doch in Cheerie ein verständiges Wesen um sich.

Eines Morgens im Herbst 1931, als Adair Roberts gerade aufgestanden war, hörte er vernehmlich ein Zwitschern, das er sofort Cheerie zuschrieb. Denn in seinem Haus in England gab es keine Vögel. Und nochmals hörte er das Zwitschern, wobei er an die Melodie denken musste, die Cheerie ihm immer widmete. Nun war er beunruhigt. Was hatte das zu bedeuten? War etwa seine kanadische Freundin gestorben?

Ein Brief von dieser brachte ein paar Tage danach Klarheit. Cheerie war nicht mehr. Sie hatte sich eine Lungenentzündung geholt und war gestorben, war im Garten bestattet worden. Adair Roberts nahm an, dass der Vogel ihn grüßen, sich von ihm verabschieden hatte wollen, wie es Sterbende manchmal tun, so dass ihr »Double« vor einem geliebten Menschen erscheint: das Künden Sterbender hat man das früher genannt.

Der italienische Forscher Ernesto Bozzano erfuhr von einem Fall in Italien, bei dem sich ein Kanarienvogel in einem Haus anscheinend ohne Grund völlig seltsam betrug: Er geriet in Panik, flatterte in seinem Käfig herum, und Federn flogen. Aber auch eine Katze und ein Hund im Haus schienen nervös. Es war ein Spukhaus, in dem (bedingt durch tragische Ereignisse) zur Nachtezeit manchmal Schritte zu hören waren und eigenartige Geräusche: etwa drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Welche unsichtbaren Besucher das Haus haben mag, können wir nicht beurteilen, doch die Tiere werden auf die Geister reagiert haben. Es gibt mehr derartiger Geschichten.

Schließlich fand am 31. Januar 1909 eine Séance mit dem Medium Linda Gazzera statt, die von dem Arzt Enrico Imoda aufgezeichnet wurde. Auch Fotos wurden gemacht, denn im Beisein des Mediums materialisierten sich Gestalten, unter denen auch ein Kanarienvogel war. Überliefert ist aber nicht, ob er gezwitschert hat — denn materialisierte Verstorbene können sehr wohl  sprechen.

 

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