Anekdoten von Malern

Auch Maler haben ihre eigene Sprache, doch ist greifbar das, was sie tun: handfest, materiell. Sie können deshalb (die Männer: wieder nur männliche Maler) auch ziemlich bodenständig und materiell daherkommen. Das macht sie uns sympathisch.

Johann Gottfried Schadow (1764-1850) wusste stets einen guten Tropfen zu genießen. Als ihm einmal von einem Bewunderer seiner Kunst Weintrauben angeboten wurden, lehnte er diese mit den Worten ab: »Ich pflege Wein nicht in Pillenform zu genießen!«

Der Maler Moritz von Schwind (1804-1871) war dick. Er sah, wie verdutzt Münchner Kunstfreunde über seinen Leibesumfang waren und meinte lächelnd: »Ja, ich weiß schon, Sie haben einen anderen Schwind erwartet. Jetzt steh ich da vor Ihnen mit meinem dicken Bauch — aber das dürfen’s mir gewiss glauben, meine Seele, meine Seele, die ist immer noch sehr schlank!«

DSCN0514Adolph von Menzel (1815-1905) malte einmal eine Vignette binnen zwanzig Minuten und stellte seinem Verleger dafür 250 Mark in Rechnung. Das hielt der Mann für stark: für zwanzig Minuten Arbeit! Menzel konterte: »Durchaus nicht, mein Herr. Um diese Vignette in zwanzig Minuten zeichnen zu können, habe ich siebzig Jahre Lehrzeit gehabt!«

Diese Geschichte wird sich auch von dem Maler Hokusai (1760-1849) erzählt. Wie lange er für ein bestimmtes Bild gebraucht habe? Sein ganzes Leben, antwortete der Japaner.

Wilhelm Busch (1832-1908) redete nicht viel. Manchmal schwieg er den ganzen Abend. Das fiel bei einem Festbankett zu seinen Ehren auf. Viele Reden über Busch wurden gehalten, und als dieser nicht reagierte, wandte sich der Bürgermeister an ihn: »Verehrter Meister, dürften wir auch auf ein paar Worte von Ihnen hoffen?« Busch nickte gottergeben. Er schlug an sein Glas, und alle Augen hefteten sich auf ihn. Aber Busch stand nicht auf. Er lächelte nur leicht verlegen und rief dann in die Stille hinein: »Ober, noch ein Helles!« 

Zwei Bauern in Bernau, dem Schwarzwälder Geburtsort von Hans Thoma (1839-1924), schauten sich eines seiner Altarbilder an, studierten es lange, und schließlich meinte einer: »Nun weiß ich nit. Hat er nit wolle oder hat er nit könne?«

Einmal wurde Max Liebermann (1847-1935) von einem Verehrer nach dem Grund gefragt, weshalb er Maler geworden sei. Liebermann antwortete lakonisch: »Warum ick Maler geworden bin? Ick dachte, da könnte man so hübsch faul sein!«

Jemand fragte einmal Lovis Corinth (1858-1925), was das eigentliche Programm seiner Kunst sei. Was er wolle? »Wat ick will?« fragte Corinth zurück, — »Vakoofen!«

An einem Abend wurden erfundene Geschichten erzählt. Corinth hatte eine: »Ich hatte für das Schlafzimmer eines Bekannten einen großen Fliederstrauß gemalt. Nach einigen Tagen unterrichtete der Bekannte mich davon, dass er das Bild in den Salon hängen musste. Der intensive Fliederduft habe seine Frau einfach nicht schlafen lassen.«

Heinrich Zille (1858-1929) war für seine Zerstreutheit bekannt. Eines Tages spielte sich zwischen ihm und einem alten Bekannten, den er nach längerer Zeit zufällig auf der Straße getroffen hatte, folgender Dialog ab: »Wollen wir uns morgen treffen?« — »Gern.« — »Aber wo?« — »Wo es dir recht ist.« — »Um welche Zeit?« — »Wann du willst.« — »Gut, abgemacht.« 

Einmal bekam Zille Besuch von dem aufdringlichen Vertreter einer Schuhfirma, der unbedingt einen Werbespruch von Zille wollte. Es half nichts, dass dieser ein ums andere Mal versicherte: »Ick kann nicht dichten, ick male.« Der Vertreter ließ sich nicht entmutigen, bat immer wieder, flehte schließlich: »Nur ein kurzer Reim, bitte, schlagkräftig, sozusagen ›zillisch‹, etwa in der Art:
›Salamander-Schuhe sind ohne jeden Tadel —
Für gewöhnliche Sterbliche und für den Adel!‹«
Zille erkannte, dass er diesen Menschen nicht loswerden würde, wenn er seine Bitte nicht erfüllte. Er dachte eine Weile nach und erfreute den Vertreter dann mit dem Verslein:
»Vorne zu eng, hinten jeht er auseinanda —
det is’n Schuh von Salamanda!«

 

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