Flugverkehr (116): UFO-Welle über Belgien
Wie nun: Ufo oder UFO? Am besten wäre uFO, aber wir schreiben es mal groß, da Akronym für Flug-Objekte. Es geht los: Am 12. März vor 30 Jahren wurden in Belgien 27 Mal rätselhafte Flugkörper gesichtet. Es war der Höhepunkt der UFO-Welle über dem Land, die am 29. November 1989 begonnen hatte und erst 18 Monate später zu einem Ende kam. Ein Untersuchungsbericht dazu erschien in Buchform 1991.
Federführend bei der Untersuchung der Phänomene war die 1971 gegründete UFO-Organisation SOBEPS, die ihren Sitz in Brüssel hat. Wenigstens 125 gut dokumentierte Sichtungen sind bekannt geworden; die ersten Zeugen waren zwei Gendarmen der Brigade von Eupen. Wissenschaftler und schließlich auch die belgische Luftwaffe nahmen an der Erforschung der Beobachtungen teil. Das Buch, das alles zusammenfasste, trug den Titel Vague d’OVNI sur la Belgique (OVNI sind die UFOS: objets volants non identifiés).
Am 29. November 1989, einem ungewöhnlich sonnigen Tag, sahen die beiden Gendarmen gegen 17:00 Uhr bei Eupen und Verviers zum ersten Mal den merkwürdigen Typ Fluggerät, der übereinstimmend immer wieder gesichtet wurde: ein Dreieck von nahezu 50 Metern Breite mit drei kräftig bodenwärts strahlenden weißen Lichtern an den Spitzen und einem langsam rotierenden roten oder blauen Licht im Zentrum. Höhe des Objekts: wechselnd. Das Objekt war in der Lage, in der Luft ohne Geräusch zu verharren und unter leisem Brummen (oder Schwirren) auch nur mit 30 Kilometern in der Stunde zu schweben. Oft folgten die Objekte Autos, als schienen sie sich zeigen zu wollen.
Michel Bougard und Lucien Clerebault von SOBEPS leiteten die Untersuchungen. 300 Kassetten mit Interviews und 650 Berichte lagen vor. 11. 12. 1989: wieder Sichtungen. 18.12.: Internationale Pressekonferenz. 30./31. 3.1990 bedeutsame Beobachtungen, dann wieder am 26. 6., 18.10. und vom 26. bis zum 30. Dezember. F-16-Maschinen der Luftwaffe beteiligten sich. Eine der Hypothesen lautete, es seien Stealth-Flugzeuge wie die F-117 A »Nighthawk« oder der AWACS, denn der Golfkrieg näherte sich seinem Ende.
Dann erschien das Objekt 7. Es blieb in regelmäßiger Entfernung von der F 16 der Luftwaffe — 9 Kilometer, ziemlich weit rechts von der Achse des Flugzeugs —, stieg dann aber blitzartig: in 9 Sekunden von 3600 auf 9000 Meter, also mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2160 Kilometern in der Stunde. Der angesehene Physik-Professor Leon Brenig, der sich SOBEPS angeschlossen hatte, vermerkte:
Die Folgerung, die sich logischerweise aufdrängt, ist, daß jede andere Hypothese als jene von UFOs praktisch zu 100 Prozent ausgeschlossen ist.
Brenig erwähnt drei Hypothesen: »1. Es handelt sich um Objekte leichter als Luft, das heißt, bei denen die Masse pro Volumeneinheit im Mittel schwächer ist als jene der Luft; 2. Diese Geräte stützen sich nicht auf die Luft, sondern auf den Boden, auf den sie über die Entfernung eine Kraft wirken lassen; 3. Eine Antriebsart ist in diesen Maschinen wirksam, die auf einem noch unbekanntes physikalischen Gesetz beruht.«
Professor Auguste Meessen von der Universität Löwen erklärte ebenfalls, die Außerirdischen-Hypothese sei die wahrscheinlichste. Er hatte die Radarbilder vom 31. Mai 1990 und dabei vor allem die »Engel, die fliegen« untersucht (Wischer auf dem Radarschirm, zuweilen von atmosphärischen Bedingungen hervorgerufen). Er war der Ansicht, die UFOs ionisierten die Luft, strahlten elektromagnetisch, erzeugten also Mikrowellen durch stimulierte Emission (Laser heißt: light amplification by stimulated emission of radiation).
Generalmajor der Luftwaffe Wilfried de Brouwer sprach von einem «Mysterium, das unaufgedeckt bleibt«. Zwei Jahre danach äußerte der französische Ufo-Experte Renaud Marhic Zweifel an den Erklärungen des belgischen Verteidigungsministeriums und der amerikanische Botschaft in Brüssel, die ein Überfliegen Belgiens durch geheime Maschinen abgestritten hatten. Regierungen und das Militär könnten sehr wohl »ihre Klienten täuschen«. Doch die »militärische Hypothese« wird ebensowenig zu beweisen sein wie die »außerirdische«.
SOBEPS: Vague d’OVNI sur la Belgique