Flugverkehr (124): Mann gegen Mann
Der schreckliche Erste Weltkrieg ist seit über 100 Jahren vorbei. Auf dem Erdboden beharkte man sich mit schweren Waffen, eingegraben im Stellungskrieg, eine blutige und statische Variante der Kriege um 1800, als Heere aufeinander zuritten und sich ineinander verkeilten; in der Luft, einer neuen Dimension des Krieges, pflegte man den ritterlichen Kampf Mann gegen Mann — wie im 14. Jahrhundert.
Die Luftwaffe war neu. Was konnte man mit diesen paar fliegenden hölzernen Kisten schon anstellen? Man flog Aufklärung, man transportierte einen Mann irgendwohin; doch bald schon kam der Gedanke auf — der Mensch ist einfallsreich, wenn es ums Morden geht —, die Flieger mit Waffen auszurüsten, und das Maschinengewehr machte aus ihnen gefährliche Feinde, die scheinbar aus dem Nichts herabstießen und mit Feuerstößen den Tod brachten. Doch lange Zeit bekämpfte man sich duellierend in der Luft. Die Piloten sahen sich als Avantgarde und als faire Krieger, die den Tod nicht fürchteten.
Die Bilder sollen aus dem Rucksack eines abgestürzten Fliegers stammen. Ich fand sie abgedruckt in dem Band Der rote Kampfflieger von Manfred Freiherr von Richthofen, 1917 erschienen. Gesamtauflage 746.000 Stück. (Wie schon einmal erwähnt, erhielt ihm zu Ehren mein 1927 geborener Vater den Vornamen Manfred und gab ihn an mich weiter.) Die Unterschriften sind die aus dem Buch. Die Bilder wirken wie im Kinderzimmer gemacht.
Die letzten Bildchen stammen aus Zigarettenpackungen etwa in den 1930-er Jahren. Jeweils hinten (Salem-Zigaretten) wird erklärt, worum es geht. Da erfährt man zum Beispiel, dass man seit dem 18. Jahrhundert Handgranaten nicht mehr einsetzte … bis zum Ersten Weltkrieg. Früher, als eine Art Fairness herrschte und der Krieg die Sache von Soldaten war, legte man sicher auch keine Minen. Erst im Zweiten Weltkrieg, als die weitaus meisten Opfer Zivilisten waren, als der Krieg alles auffraß, kannte man keine Gnade mehr.