Eifersucht aus dem Jenseits

Da wir gerade den alten Schweden Carl Wickland behandelten, fielen mir einige kuriose Fälle von ihm ein. Verstorbene Ehefrau traktiert ihre Nachfolgerin und nimmt sogar ihren Körper in Besitz! Eigenartig, dass in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle Frauen im Jenseits ihre Eifersucht ausagieren. Männer tun das im Diesseits.

Mrs S. war die zweite Frau eines Farmers in Dakota. Nach der Geburt ihres ersten Kindes lief sie fort und begann ziellose Wanderschaften, die sie, zurückgekehrt, immer nur dadurch erklärte, ihr Mann sei ihr untreu. Daran war kein wahres Wort. Wickland sprach mit dem Geist, der in ihr lebte und schickte ihn in den Körper seiner Frau, um ruhig mit ihm sprechen zu können. Es erwies sich, dass es sich um die erste Frau des Farmers handelte, die ihn der Untreue beschuldigte. Sie war sich ihres Todes nicht bewusst gewesen und versuchte, die vermeintliche Nebenbuhlerin zu zerstören.

Auch die zweite Frau eines Mannes, der aus erster Ehe einen kleinen Sohn hatte, verließ eines Tages überstürzt das Haus. Der Mann war mit Wickland bekannt und kam eines Tages mit seinem kleinen Jungen zu Wickland, und bei Gesprächen mischte sich plötzlich ein Geist ein – die Mutter des Kindes. »Ich will meinen Jungen!« wiederholte sie und erging sich in eifersüchtige Beschuldigungen gegenüber der zweiten Frau ihres Witwers. Die Anwesenden konnten ihr klarmachen, dass sie tot und im Unrecht war, und sie versprach, sich künftig gut zu verhalten. Die zweite Frau kam wieder heim, und in den zehn Jahren danach gab es keine Angriffe der Verstorbenen mehr.

Miss L. hatte in dem Haus eines Ehepaares gelebt und war nach dem Tod der Frau vom Witwer zur Braut erwählt worden. Bald danach traten bei der jungen Frau geistige Störungen auf. Sie erklärte, sie könne ihren Bräutigam nicht leiden und wolle lieber sterben oder in eine Irrenanstalt gehen, statt ihn zu heiraten. Sie versuchte sich einige Male das Leben zu nehmen, bat aber immer um Hilfe, bevor es kritisch wurde. In der Anstalt Wicklands nahm seine medial begabte Frau in der Nähe der blonden Kranken eine brünette Frau wahr, welche sie besessen machte. Frau Wickland beschrieb den Geist, und der Mann erkannte in ihm seine frühere Frau. Die Kranke schrie oder brütete vor sich hin und weigerte sich, ihren Bräutigam zu heiraten.

Eines Tages, als sie im Halbschlaf lag, sprach ein fremdes Geistwesen: »Er soll sie nie heiraten! Er soll sie niemals haben! Ich will sie ins Irrenhaus treiben, oder ich bringe sie um, aber er soll sie niemals haben!« Carl Wickland verwickelte die Verwirrte in ein Gespräch, und nach langen Dialogen gelang es, sie zu überzeugen. Sie solle ins Licht gehen, in die höhere Sphäre – von deren Existenz die Frau allerdings nichts ahnte. Erst nach einer Art Todeskampf, der dem früheren Tod der ersten Frau ähnelte, trennte sich der Geist von seiner erdgebundenen Existenzweise. Die Kranke erholte sich schnell, konnte entlassen werden, und ihre Ehe wurde eine glückliche.

Schließlich als letzten Wickland-Fall des Mr M. aus der vornehmen Gesellschaft Chicagos. M. wurde plötzlich eigenartig, packte seine Koffer und ließ sich in einer ärmlichen Wohnung der Stadt nieder. Er wolle nichts mehr mit seiner Familie zu tun haben. Bei einer Sitzung, bei der man sich auf den Mann konzentrierte, erschien ein Geistwesen, das anscheinend in Mr M. gefahren war: seine frühere Frau. Sie hatte ihn bei der Weltausstellung kennengelernt, später geheiratet, aber da sie ein unstetes Wesen besaß, fühlte sie sich unwohl. Sie verließ ihren Mann, zog in ein Bordell, wurde rauschgiftsüchtig und beging Selbstmord. Als er wieder heiratete, fühlte sie sich tödlich gekränkt und beschloss, sich zu rächen. Nach Wicklands Intervention räumte sie das Feld in der Hoffnung, selbst »in glücklichere Verhältnisse zu gelangen«. Alle Informationen wurden bestätigt, der Mann kehrte heim und lebte »wieder glücklich mit Frau und Kind«.

 

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