Verbindung mit der jenseitigen Welt

Werden wir mal systematisch. Ein theoretischer Artikel muss her über ein Gebiet, das innerhalb der Parapsychologie, diesem Randgebiet der Wissenschaft, selber ein Randgebiet ist: die Jenseitsforschung. Geben wir Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler (1923-2006) das Wort, der in der Zeitschrift Transwelten den Beitrag Verfahren zur Verbindung mit der jenseitigen Welt hatte, den ich unlängst ausgrub.

Schiebeler wurde 1923 in Bremen geboren, studierte Physik und bekam 1971 einen Lehrstuhl für Physik und Elektronik in Ravensburg unweit des Bodensees. Nach seiner Pensionierung 1983 startete er in der Parapsychologie durch, und vermutlich hatte er diese Passion jahrelang verstecken müssen. Da war also wieder einer an die enchanted boundary, die »verzauberte Grenze« gelangt, hatte sie überschritten und war für die »wahre Wissenschaft« verloren, wie die arroganten Herren des Wissens meinen. Schiebeler erhielt von Psi-Gremien Preise, schrieb Bücher, die er schließlich selbst verlegen musste, wirkte an einem christlichen Geisterrettungs-Zirkel in Ravensburg mit, und nachdem er gestorben war, blieb nichts von seinem Archiv. Die Ignoranten dieser Welt bestellen gern rasch einen Container, und rein mit der Scheiße, wen interessiert das schon?

Anfang der 1990-er Jahre habe ich einmal einen Vortrag von Werner Schiebeler in Basel miterlebt, bei den Psi-Tagen. Er wirkte irgendwie fremd in dem exotischen Ambiente, ein Herr im Anzug, groß und stramm aufrecht wie ein General — ein bißchen wie unser alter verstorbener Freund Erlendur Haraldsson. Damals konnte man noch theoretische Konzepte herunterbeten, es herrschte Hunger nach Wissen, doch heute will das Volk Entertainment und Mitmachen, wie der gute, ebenfalls verstorbene Psi-Tage-Initiator Lucius Werthmüller nur zu gut wusste.

Aber seriöse Gestalten braucht es, sie geben einem Fach Konturen, und so wie er anhand von Lichtbildern referierte, so schrieb er auch, der Professor Schiebeler. Wie können wir zur jenseitigen Welt Kontakt aufnehmen? Schön der Anfang des Artikels:

Die Wissenschaft der Parapsychologie befasst sich mit seltenen Naturerscheinungen, die eng mit dem menschlichen Leben verknüpft sind und in den herkömmlichen Wissenschaften nicht untersucht werden.

Dann führt er uns langsam auf sein Thema hin, sprachlich etwas zähflüssig, wie in einer Vorlesung zur Elektronik:

Seitdem es Menschen als denkende Wesen auf dieser Erde gibt, war ein großer Teil von ihnen überzeugt, dass es eine jenseitige Welt gibt, in der ein Fortleben nach dem irdischen Tod stattfindet, in der auch die jeweiligen Götter oder ein universaler Gott als Weltenschöpfer ihren Sitz haben und aus der Mitteilungen auf unsere Erde übertragen werden können. (…) Auch verdanken die vier großen monotheistischen Religionen (Judaismus, Mazdaismus, Christentum und Islam), die denselben Gott verehren, ihre Entstehung Botschaften aus der jenseitigen Welt an medial veranlagte Menschen, sogenannte Propheten. 

Die Vermittler von heute sind medial veranlagte Menschen, in deren Nervensystem auf paranormale Weise eingegriffen wird, was zu Wahrnehmungen und Äußerungen führt. Schiebeler nennt elf Verfahren zur Verbindung mit der jenseitigen Welt:

1 Die Verwendung des Oui-Ja-Bretts,
2 des Pendels,
3 des klopfenden Tischs
4 des Psychografs oder der Planchette.
5 Das mediale Schreiben
6 Das mediale Sprechen
7 Die visionäre Schau
8 Die direkte Stimme
9 Die direkte Schrift
10 Einwirkungen durch sogenannte Materialisationen
11 Die Verwendung technischer Geräte (instrumentelle Transkommunikation)

Das Brett (1) hat aufgemalt alle Buchstaben des Alphabets, zusätzlich Ja und Nein, und ein umgedrehtes Glas, auf das die Teilnehmer leicht die Finger legen, soll sich dann von einem Buchstaben zum nächsten bewegen und Wörter diktieren. Nicht ungefährlich, aber man kann ja vorher den Raum spirituell reinigen. Auch das Pendel (2) soll über einer Liste mit den Buchtaben schwingen; es hält an, wenn einer gemeint ist. Der Tisch (3) klopft, wenn ein Geist uns etwas sagen will, mit einem Bein auf, und vorher macht man einen Code aus. Die Planchette (4) kenne ich nicht. Das mediale Schreiben (5) hat viele tausend Bücher ergeben (man denke an Chico Xavier, der, wie ich glaube, fast 500 Bücher herausgebracht hat, fast alle nach Diktat). Mediales Sprechen (6) praktizieren Medien in Trance, der Geist spricht durch sie; Visionen (7) sind seit 2000 Jahren verbürgt, die direkte Stimme (8) erklingt im Beisein eines starken Mediums, wie es Leslie Flint war, während die direkte Schrift (9) manchmal in Séancen zu erleben ist: Es schreibt sich von Geisterhand. Auch für Materialisationen (10) braucht es ein hervorragendes Medium, und die Instrumentelle Transkommunikation (11) ist in 50 Jahren weit gediehen, Annabell Cardoso ist dafür berühmt. — Nun wissen wir mehr, dank Werner Schiebeler.

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