Getrickst

Zwei Geschichten aus zwei Büchern brachten mich ins Denken. Es handelt sich um zwei medizinische Studien, die zeigen, dass der Körper seinen eigenen Weg geht und immer der Heilung entgegen; aber auch, dass man ihn austricksen kann, Stichwort: Placebo-Effekt. Der Körper tut sein Bestes, und der Geist kann ihm helfen. Der Körper läuft an der langen Leine des Geistes.

Damit — in der Vorrede — wäre schon alles gesagt. Ich bin nicht viel klüger geworden, seit ich vor 6 Jahren das Buch Der Placebo-Effekt veröffentlichte. Das Thema bleibt rätselhaft wie zuvor, und je mehr Details man sammelt, desto mehr verschwindet das Gesamtbild: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Geschichte eins stammt aus dem Buch Ageless Body, Timeless Mind von Deepak Chopra (1993):

Als Hans Selye in den 1930-er Jahren das Konzept Stress einführte, nahm er an, dass ein mächtiger Stressfaktor von außerhalb wie eine schwere Verletzung, Hunger, große Kälte oder Hitze oder Schlafentzug ein jedes Mal dieselbe Reaktion zur Folge hätte. Doch dies erwies sich nicht als wahr. Wenn zwei Affen eine lange Zeit kein Futter mehr bekommen, reagieren ihre Körper darauf, indem sie Glukokortikoide ausstoßen, das mittlerwile bekannte Stresshormon. Vom Hungertod bedroht, müssen die Affen ihre Muskelmasse reduzieren, um zu überleben. Doch wenn ein Affe künstlich gesüßtes Wasser erhält, das ohne jeglichen Nährwert ist, steigt der Wert der Glukokortikoide nicht an, obwohl der Affe keine echte Nahrung erhalten hat. Der Affe nimmt wahr, dass sich seine Lage verbessert hat, und diese Botschaft sagt dem Körper, dass der Hungertod nicht mehr unmittelbar bevorsteht.

Chopra schreibt, dass die Stressforschung durch dieses Ergebnis richtig gestresst war und keine Antwort wusste. Der Körper lässt sich also austricksen und überreden, gesund zu werden oder nicht zu erkranken, da spielen Faktoren wie Glaube und Vorstellung und Haltungen eine Rolle und überhaupt die Verbindung zwischen Körper und Geist, die Wissenschaftler am liebsten leugnen würden.

Geschichte zwei steht in Leben aus dem Geiste von Taniguchi Masaharu (1964):

Prof. Shimasono von der Medizinischen Fakultät der Universität Tokio hat einen aufschlussreichen Versuch mit Herrn Tenko Nishida und seinen Freunden von der religiösen Ittoen-Gemeinschaft durchgeführt, die ihm als Versuchspersonen beim Studium der Erscheinungen der Beriberi dienten, einer Vitaminmangelkrankheit als Folge des Fehlens von Vitamin B1, die sich in Muskellähmungen an den Beinen, in Herzschwäche und Wassersucht äußert. Es wurde streng darauf gesehen, dass die Versuchspersonen zwei Monate hindurch keinerlei Nahrung bekamen, die Vitamin B enthält. Aber entgegen jeder Annahme der Ärzte stellten sich weder bei Herrn Nishida noch bei den anderen Versuchspersonen Anzeichen von Beriberi ein. Dabei war hier jede Möglichkeit ausgeschlossen, dass die Versorgung mit dem fehlenden Vitamin irgendwie von außen her ermöglicht oder durch die instinktive Vorliebe für bestimmte Nahrungsmittel vielleicht ein Ausgleich herbeigeführt werden konnte. … Und trotzdem blieben die erwarteten Krankheitsershceinungen aus!

Taniguchi meinte, die Versuchspersonen hätten als Angehörige einer religiösen Gemeinschaft Vertrauen zum Geist des Lebens gehabt, Frieden im Gemüt und keinerlei Furcht vor Krankheit. Doch ich erinnere mich dumpf an eine andere Studie, in der man schlecht ernährte Bettler mit Menschen verglich, die sich äußerst bewusst ernährten, und die Bettler schnitten nicht so schlecht dabei ab; jedenfalls ging es ihnen besser, als man erwartet hätte. Der Körper macht vieles gut oder holt vielleicht mehr aus auch unzureichenden Nährmitteln heraus, wer weiß das schon?

Da gibt es jedenfalls Überraschungen, die uns alle sagen, dass der Körper mehr kann, als man meint, und dass der Geist ihm helfen kann und muss, denn ein Körper ohne Geist ist nur eine Pflanze, und bei ihm kann man alles vorhersagen, da greift die Objektivität, aber tritt der Geist dazu, ist alles möglich. Kein Wunder, dass Wissenschaftler ihn, den Geist, am liebten hinausexorzieren würden, damit sie es einfacher haben. Sie könnten mit Pflanzen arbeiten, aber auch die sind Lebewesen. Mit Steinen könnten sie Studien anstellen, ja, die machen keine Probleme.

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