Das innere Schloss

Teresa schrieb ihr Buch Das innere Schloss 1577 in wenigen Wochen. Im Castillo interior geht es um den Weg des Menschen zum vollkommenen Einsseinmit Gott, zur spirituellen Hochzeit mit ihm. Sie beschreibt sieben Gemächer (oder Säle oder Wohnungen) der Seele, denn nur tief in uns drinnen finden wir zu Gott. Teresa war sich gewiss, das siebente und innerste Gemach erreicht zu haben, was wenigen vergönnt ist.

Sieben Ebenen des Seins, wie wir in Die Astralwelt erfuhren, kennt die alte okkulte Lehre. Teresa sagt uns, was vonnöten ist, um der Union mit Gott näherzukommen.

20180919_123735_002Es ist am wichtigsten, sich von allen unnötigen Sorgen und Geschäften zurückzuziehen, so weit das mit den Pflichten des eigenen Lebens vereinbar ist, um in den zweiten Saal einziehen zu können. … Und dann noch: Wer weniger denkt und weniger zu tun versucht, erreicht in spirituellen Dingen am meisten. Ich möchte euch außerdem einschärfen, dass es für schnellen Fortschritt und das Erreichen der Säle, in die  wir einzutreten wünschen, nicht entscheidend ist, viel zu denken, sondern viel zu lieben.

Sie schreibt im Jahr 1577, und es klingt auch heute noch aktuell:

Selten denken wir über die Gaben unserer Seele nach. Deshalb tun wir wenig, um ihre Schönheit zu pflegen, all unsere Sorgfalt ist auf unseren Körper gerichtet, der nur die rohe Außenseite des Diamanten darstellt oder die äußeren Mauern des Schlosses.

Wie groß, herrlich und wie geräumig auch immer ihr euch dieses Schloss vorstellt – ihr könnt es nicht übertreiben: Die Fähigkeiten der Seele übersteigen jede Vorstellungskraft, und die Sonne in diesem Palast leuchtet in jede Ecke.

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Die drei obersten (oder innersten) Reiche sind kaum mehr zu beschreiben und kaum erreichbar. Selbst die Nonnen (ihre Schwestern, an die sie sich wendet), haben wenig Aussichten.

Oh meine Schwestern, wie soll ich die Reichtümer, Schätze und Freuden darstellen, die im fünften Gemach enthalten sind! Wäre es nicht besser, nichts über sie verlauten zu lassen? Ich denke, dass gewisse Wohltaten, die ich beschreiben werde, nur wenigen der Nonnen zugedacht sind und dass die Mehrheit nur am Portal ankommen wird, denn »viele sind berufen, aber wenige auserwählt«. 

Das siebte Gemach

Teresa de Ahumada gehörte zu den Auserwählten. Wenn sie von der Union spricht, der unio mystica, dann denkt sie immer an ihre eigene Geschichte. Wer sich mit Gott vereinigt, kommt nicht unversehrt davon; die tiefe Erfahrung (die tiefste, die der Seele möglich ist) hat Folgen, auch schmerzhafte. Die Menschen, die eine Nahtod-Erfahrung machten, sind auch nicht mehr dieselben: Sie widmen ihr Leben anderen und vergessen den Aufenthalt im Licht nie; diejenigen, die in Sagen und alten Geschichten vom Jenseits zurückkamen, wiesen Anomalien des Gangs auf, wie Carlo Ginzburg gzeigt hat (Jakob rang mit dem Engel und hinkte seither); der spätere Schamane fühlt bei seiner Einweihung, er werde zerlegt, gekocht und wieder zusammengesetzt; christliche Mystiker wiesen die Wundmale Christi auf. Teresa liefert uns neue Stichpunkte zum siebten Gemach:

Indien 292Gott besucht die Seele auf eine Weise, die sie nicht daran zweifeln lässt, dass sie in Ihm ruhte und dass Er in ihr war, und von dieser Tatsache ist sie so fest überzeugt, dass die Seele es nie vergessen kann, mögen auch viele Jahre vergangen sein.

In der Vereinigung mit dem Göttlichen ist alles spirituell und weit entfernt von allem Körperlichen, und himmlisch sind alle Freuden, die unser Herr gibt sowie die gegenseitige Verzückung, wodurch sie die menschliche Hochzeit tausend Mal übertrifft. Hier ist alles Liebe, die sich der Liebe hingibt; ihre Handlungen sind reiner, höher und süßer, als beschrieben werden kann, und doch versteht es der Herr, die Seele dies begreifen zu lassen.

O mein Gott, wie viele Probleme innerer und äußerer Art muss man nicht durchstehen, bevor man ins siebente Gemach eintreten kann!

Diese ausdrückliche Qual, die Seelen am Eingang des siebten Gemachs verspüren, ist von vielen anderen Leiden begleitet, von denen ich einige erwähnen möchte: von allen zu sprechen ist unmöglich, und darstellen könnte ich sie auch nicht, da sie von einer viel höheren Quelle kommen als die anderen Leiden.

ufoSeine Majestät lässt sie (die Qual) blitzartig entstehen wie durch einen rasch aufglühenden Kometen oder einen Donnerschlag. Die so von Gott gerufene Seele vernimmt ihn auch so deutlich so deutlich, dass sie manchmal, vor allem zu Beginn, ins Zittern gerät und aufschreit, obgleich sie keinen Schmerz empfindet. Sie ist sich bewusst, dass sie eine köstliche Wunde empfangen hat, kann jedoch weder entdecken wie noch wer sie ihr zugefügt hat, und dennoch betrachtet sie die Wunde als eine außergewöhnliche Gnade und wünscht, sie möge niemals heilen.  

Die Seele beklagt sich mit zärtlichen Worten bei ihrem Bräutigam und spricht sie auch laut aus; sie kann sich selbst nicht beherrschen und weiß, dass Er, obwohl er anwesend ist, sich nicht zeigen wird, damit sie Ihn genießen könnte. Dies verursacht Schmerz, der brennt, aber auch süß und delikat ist, und die Seele könnte ihm nicht entkommen, auch wenn sie es wollte; doch dies wünscht sie nie.  

 

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