Kohelet

Kohelet ist ein kleines Buch des Alten Testaments, nur 12 Kapitel und gleichviele Seiten lang. Es wurde im 3. Jahrhundert vor Christus geschrieben. Der Verfasser soll einst König in Jerusalem gewesen sein, war gebildet, kannte seine griechische Autoren und die Tradition und hat viele Weisheiten zu bieten, und eine lautet: »Wer eine Grube gräbt / kann hineinfallen.« Die Sentenz zum Schluss ist besonders wichtig.

Kohelet hatte alles, was man sich wünschen konnte und mehr. Das schildert er uns eingehend, um es so zu bewerten:

Doch dann dachte ich nach über alle meine Taten, die meine Hände vollbracht hatten und über den Besitz, für den ich mich auch bei diesem Tun angestrengt hatte. Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst. Es gibt keinen Vorteil unter der Sonne. (2,11)

Windhauch und Luftgespinst, das ist alles. Deshalb hat man Kohelet auch mit den Existentialisten verglichen und mit den barocken Dichtern der Vergänglichkeit. Doch für Kohelet gibt es Gott und eine Art Vorbestimmung.

Alles hat seine Zeit. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit. (…) Was auch immer geschehen ist, war schon vorher da, und was geschehen soll, ist schon vorher geschehen, und Gott wird das Verjagte wieder suchen. (3,16)

Dabei verliert er nicht das Treiben der Menschen aus dem Blick.

Dann wieder habe ich alles beobachtet, was unter der Sonne getan wird, um Menschen auszubeuten. Sieh, die Ausgebeuteten weinen, und niemand tröstet sie; von der Hand ihrer Ausbeuter geht Gewalt aus, und niemand tröstet sie. (4,1)

Alle Menschen sind dem Zufall und der Zeit unterworfen, Gerechte werden verfolgt, Ungerechte steigen hoch auf, also:

Iss freudig dein Brot, und trink vergnügt deinen Wein, denn das, was du tust, hat Gott längst festgelegt, wie es ihm gefiel. Trag jederzeit frische Kleider, und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt. Mit einer Frau, die du liebst, genieß das Leben alle Tage deines Lebens voll Windhauch, die er dir unter der Sonne geschenkt hat, alle deine Tage voll Windhauch.

Und nun die Schlusssequenz, Kapitel 12, wozu ich gleich noch etwas sage:

Denk an deinen Schöpfer in deinen frühen Jahren, ehe die Tage der Krankheit kommen und die Jahre dich erreichen, von denen du sagen wirst: Ich mag sie nicht!
ehe Sonne und Licht und Mond und Sterne erlöschen und auch nach dem Regen wieder Wolken aufziehen, 
(…)
ja, ehe die silberne Schnur zerreißt, die goldene Schale bricht, der Krug an der Quelle zerschmettert wird, das Rad zerbrochen in die Grube fällt,
der Staub auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat. (12,1-2; 12, 6-7)

 

Der Atem (pneuma) ist die Seele, die wieder zu Gott zurückkehrt. Ist alles schon Windhauch, so bleibt dieser Wind doch bestehen und weiß, wo er hinmuss. Denk an deinen Schöpfer, wenn du jung bist, bevor »die silberne Schnur zerreißt« … Das ist oft zitiert worden. Die Silberkordel verbindet unseren Körper mit dem Astralkörper, der aufsteigen und andere Welten besuchen kann. Astralreisende haben die silberne Schnur gesehen, an der sie wieder zurückgleiten; ihr Reißen bedeutet den Tod, und dies tut wohl auch das Zerbrechen der goldenen Schale (des Körpers). Der Krug birgt die Seele (Körper als Gefäß der Seele) und das Rad transportiert sie; der Tod ist jedoch bei Kohelet nicht zu fürchten, denn es geht nach Hause, zurück zum Schöpfer.

 

 

 

 

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