Dieter Beck

Im Nachwort des gestern vorgestellten Buches erzählt Elisabeth Kübler-Ross, wie Dieter Beck bei ihr 1980 an einem Seminar mit 75 anderen Praktikern aus dem Gesundheitswesen teilnahm. Schauplatz war die von ihr gegründete Tagungsstätte Shanti Nilaya (Haus des Friedens) in San Diego im Bundesstaat Kalifornien.

Frau Kübler-Ross, die 1926 geboren und damit zehn Jahre älter war als Dieter Beck, erinnerte sich an die Tage in Kalifornien mit ihm:

Am Abend, bevor er Kalifornien verließ, war er wie umgewandelt. Es war verblüffend, was für einen Frieden er ausstrahlte. Ganz schlicht gelobte er, nach seiner Rückkehr ein Schweizer »Shanti Nilaya« ins Leben zu rufen. 

Er habe ihr noch einen Brief geschrieben:

… ich möchte nochmals herzlich danken für die gute und wunderbare Zeit, die ich bei Ihnen und in Shanti Nilaya verbringen durfte. Ich zehre innerlich noch sehr von den beiden Workshops, obwohl mich hier schwierige Probleme erwartet haben. Ich sehne mich oft nach der Ruhe und dem Frieden, nach der Offenheit und inneren Ungebrochenheit von Shanti Nilaya.
Ich ging anschließend nach New York und besuchte das berühmte Krebsspital. Man war dort sehr neugierig und auch sehr erstaunt, als ich ohne Ironie oder Abwehr und mit viel innerem Ernst von meinen Erfahrungen sprach. In der eiskalten Atmosphäre dieses Spitals habe ich auch besser verstanden, wie hart die Gegensätze zwischen dem, was Sie zu geben haben, und der rein automatisch orientierten Medizin sind. Ich glaube, wie haben hier in der Schweiz in dieser Hinsicht etwas andere Verhältnisse.
Ich freue mich, wenn Sie kommen …

Elisabeth Kübler-Ross weiter:

Wir begegneten uns nie wieder. Kurz nach seiner Rückkehr wurde er in Basel von einem seelisch gestörten Mann erschossen, der seinen Hass und seine Ängste zu lange verdrängt hatte und nun das Leben eines der vielversprechendsten und einsichtigsten Ärzte zerstörte, die Basel je gehabt hat. Es ist merkwürdig, dass Dieter Beck, der die Zusammenhänge zwischen verdrängten natürlichen Empfindungen und der Gefahr ihres allfälligen zerstörerischen Ausbruchs zu verstehen begann, tatsächlich selbst ein Opfer werden musste, bevor er andere Menschen schulen konnte, eben solchen Tragödien vorzubeugen.

inlleennondexDie Tat geschah am 26. März 1980 im Basler Kantonsspital. Es war das Jahr, in dem später John Lennon in New York erschossen werden sollte; heute, am 8. Dezember, jährt sich dieser Mord. Auch hier das Unglaubliche, dass ein Künstler, der immer für Frieden und Liebe eintrat und darüber sang, durch Gewalt sterben musste. Lennon war erst 40 Jahre alt und hätte wie Dieter Beck, der 45 wurde, der Welt noch viel Gutes zu geben gehabt.

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