Mein jüngstes Gericht

Da sagte jemand über einen Todkranken: »Er hat ein ruhiges Leben geführt, ihm kann nichts passieren.« Es spukt immer noch der Gedanke an ein Jüngstes Gericht umher, den das Christentum aufgebracht hat, doch was sagen unsere Quellen? Erwartet uns am Ende der Zeiten die große Abrechnung? Die Frage sollte man ernst nehmen.  

R.aa70b161e6f49c520d8f4a89a9673a99Die Justiz wird oft (wie links gezeigt) abgebildet mit einer Waage. Schon im alten Ägypten vor 3000 Jahren wurde geglaubt, dass die Göttin Maat und der Schreiber Thoth gemeinsam die Seelen richten, deren guten und schlechten Taten gegeneinander abgewogen würden.

Also habe ich meinen Spiritismus-Ordner durchgeblättert, in dem ich Exzerpte vieler Jenseits-Bücher aus den vergangenen 150 Jahren sammelte, meist geschrieben von Medien. Der Tenor ist überall derselbe: Wir beurteilen (oder verurteilen) uns selbst, und wir — so meinte jemand — seien manchmal die härtesten Richter unserer selbst.

Nanci Davison nannte in einem Buch 2008 Gott die Quelle der Energie und fügte hinzu:

Die Quelle urteilt nicht.

r001-019Reverend G. Vale Owen schrieb 1921 in seinem Buch The Life Beyond the Veil (Das Leben jenseits der Schleier):

Kleine Dinge, Details werden berücksichtigt. Du bist dein eigener Richter.

Bei Mary McEvilly lesen wir in Meslom’s Messages (1921):

Jede Tat deines Erdenlebens wird betrachtet und beurteilt nach ihren höchstinneren Motiven, ihren Umständen und ihren Konsequenzen. Dann ist jede Seele gezwungen, ihr eigener Richter zu sein.

Ähnlich, aber detaillierter beschreibt es das US-Medium James Van Praagh (1958 geboren; er wurde bekannt als Inspirator der Serie Ghost Whisperer mit Jennifer Love Hewitt in der Titelrolle) in dem ins Deutsche übersetzten Buch Die Geister sind unter uns (2008):

Wenn wir auf der anderen Seite ankommen, läuft unser Leben wie ein Film vor unserem inneren Auge ab und wir durchleben alle wichtigen Momente noch einmal. Dabei werden wir uns der Aufgaben bewusst, vor die unsere Seele gestellt war. Es gibt keinen anderen Richter als uns selbst. Nur wir können beurteilen, ob wir unsere Lektion gelernt haben oder nicht. Niemand anders bewertet uns. Sollten wir auf Erden jemanden verletzt haben, werden wir genau den Schmerz, den wir ihm zugefügt haben, selbst empfinden. Nur wir selbst können uns die Schmerzen vergeben, die wir anderen bereitet haben. Aber auch die Schmerzen, die wir uns selbst zugefügt haben, können nur wir selbst uns verzeihen.

Das ist perfekt. So klingt das auch bei nahezu allen Menschen, die eine Todeserfahrung (NDE) hinter sich haben und davon erzählten. Ich kenne viele dieser Berichte. Ganz selten hört man von einem Komitee von Weisen, die bei der Aufarbeitung helfen.

010Und was, wenn jemand seine Verfehlungen gar nicht einsehen mag und keinerlei Interesse an seinen Mitmenschen und an geistigen Dingen hatte? Wenn jemand böse war und das für okay hält? Ihre Seele schafft we bei allen ihre Umgebung selbst. Sie landen in der unteren Astralebene, die dem griechischen Hades oder dem cheistlichen Fegefeuer ähnelt. Sie sitzen entweder unmotiviert herum oder setzen rastlos ihr unglückliches Leben fort, bis eine erleuchtete Seele zu ihnen vordringt und sie aufklärt. Eine ewige Verdammung aber gibt es nicht, darin sind sich alle Quellen einig. Sogar Judas (wenn es ihn gab) und Hitler können aufsteigen, mag es auch Jahrtausende dauern. (Illustration: der Ort Purgatorio (Fegefeuer) auf Sizilien, den ich 2014 durchquerte und wo ich in einer Bäckerei ein süßes Teilchen verzehrte, das Paradies-Torte hieß.)

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.