Düfte von drüben

2009 trug ich eine Menge Jenseits-Material zusammen und nannte das Ganze Liebe über den Tod hinaus. Aber der Verleger wollte es nicht haben. Also bediene ich mich daraus, denn es gibt noch andere Spielarten der Kommunikation von drüben —wie Verstorbene auf sich aufmerksam machen. Eine beliebte Methode sind Düfte, denn an das Parfum des Partners erinnert man sich immer gut.

Überhaupt sind Gerüche und Düfte sehr stark an Erinnerungen gekoppelt. Ein bestimmter Geruch lösst uns sofort an eine Situation denken, die mit ihm verbunden war. Ein paar Beispiele von Hinterbliebenen, die durch Düfte an ihre Liebe erinnert wurden.

OIP.k4scM5jQ09Jv3YsBj62VswHaGLBrenda aus Virginia war von ihrem Mann Russell, der 42-jährig an einem Herzanfall starb, versprochen worden, er würde sich bemerkbar machen. Drei oder vier Wochen nach seinem Tod saß sie an ihrem Arbeitsplatz, und plötzlich roch sie intensiv Rosenduft! »Der Duft war so stark, als stünde ein Rosenstrauß auf dem Schreibtisch, direkt vor meiner Nase. Ich wusste, das kam von Russell! Ich sah mich im Büro um, aber es standen nirgends Rosen. Niemand sonst roch sie — nur ich. Der Duft blieb ziemlich lange in der Luft, und ich fühlte einen vollkommenen, tiefen Frieden.« Russell hatte ihr früher zum Geburtstag oder einfach so Rosen geschenkt. So wusste Brenda intuitiv, dass ihr Mann ihr auf diese Weise seine Liebe gezeigt hatte.

Jess, 70 Jahre alt, beklagte den Tod seiner Frau Sylvia. Noch lange waren sie in ein französisches Restaurant gegangen, Sylvia mit einem im Urlaub gekauften Hut mit breiter rosa Krempe. Es muss sensationell ausgesehen haben! Dazu trug sie als Parfum Dove. Und er, Jess, habe ihr immer gesagt: Syl, du riechst so toll! Drei Monate nach ihrem Tod befand er sich im Schlafzimmer und bereitete sich auf einen kurzen Spaziergang vor. »Ich hatte gerade meine Turnschuhe zugebunden, als ich Dove roch. Ich schaute herum und rief: ›Syl?‹« Es kam keine Antwort, aber der Duft blieb. Und er blieb noch fünf Minuten in der Luft hängen. Jess sagte: »Ich glaube, es war ihre Art, mir zu sagen, dass sie weiß, wie schwer es für mich ist und dass sie auf mich aufpasst.«

036Tom ließ sich zwar von seiner Frau scheiden, doch blieb sie in seinem Herzen. Sie starb zwei Jahre bevor er von Sylvia Hart Wright interviewt wurde, und er sagte: »Wenn ich ihr Grab besuche, kann die Luft völlig reglos sein, aber wenn ich da hingehe, gibt es immer ein leichtes Lüftchen und ich kann das Parfum riechen, das sie trug. Sie begleitet mich immer zurück zum Tor, denn wenn ich in mein Auto steige, ist ihr Parfum immer noch da. Ich habe oft herumgeschaut, ob nicht der Duft irgendwelcher Blumen hereingeweht würde, aber da sind keine Blumen, und deshalb weiß ich, dass sie es ist.«

Kenneth ging etwa einen Monat nach dem Tod seiner Frau Roberta, die mit 69 Jahren an Krebs gestorben war, zu Bett. »Plötzlich spürte ich ihre Gegenwart und roch Jean Naté, ihre Körperlotion. Die hatte sie immer benutzt. Der Geruch war sehr, sehr stark und blieb sieben bis zehn Minuten im Raum, dann war er weg. Dasselbe passierte noch dreimal in den vergangenen anderthalb Jahren. Es war kein Jean Naté im Haus, weil ich meine Tochter gebeten hatte, Robertas Kosmetika auszusortieren und sie zu verschenken. Jedes dieser Erlebnisse nahm mir etwas von meiner Trauer. Ich glaube, sie versuchte mir zu sagen, dass es ihr gutgeht und sie auf mich wartet, wenn ich hinübergehe.«

Beverly träumte nach dem Tod ihres Mannes, sie sei auf einer gepflasterten Straße mit Geschäften und alten Brunnen gegangen, und dann sei ihr Mann aus einem Geschäft gekommen und habe sie umarmt. „Er sagte: ›Gehen wir ein bißchen.‹ Und wir gingen zum Brunnen, wo er äußerte: ›Du musst wieder dein Leben leben. So kannst du nicht weitermachen. Ich bin okay, aber du musst dein Leben weiterführen.‹« Er sprach weiter, dann umarmte er sie wieder und ging. Beverly berichtete: »Als ich dann aufwachte, konnte ich an meinem ganzen Körper Royal Copenhagen spüren [der Duft ihres Mannes], den ich seit Jahren nicht mehr gerochen hatte, und so wusste ich, dass wir uns irgendwo getroffen hatten. Ich wusste, ich war mit ihm zusammen gewesen.«

Julia war mit 40 Jahren an Krebs gestorben und hatte ihre Lebensgefährtin Lisa zurückgelassen. Eines Nachmittags legte sie sich hin – und roch plötzlich Shalimar, das Parfum, das Julie immer benutzt hatte. Oft bleibt es nicht nur bei dem Geruch. Lisa merkte, »wie auf dem Bett neben meinen Beinen eine Kuhle entstand, als setze sie sich dort hin, und ich spürte, wie sie sich über mich beugte und mich küsste«. Sie blieb entspannt liegen, konnte die Augen nicht öffnen und hörte noch Julies Stimme: »Liebes, alles wird gut werden. Mir geht es gut, und du wirst dich auch bald besser fühlen.« Das Gefühl dauerte ein paar Minuten, dann fühlte sie, wie Julies Gewicht sich vom Bett abhob und der Geruch schwächer wurde.

Lizzy, eine 28-jährige Sozialarbeiterin, saß eines Mittags im Spätherbst auf der Veranda ihres Hauses und blickte auf den vor ihr liegenden See. Hier hatte sie viele Nachmittage mit ihrem geliebten Großvater verbracht, und sie hatten übers Fischen gesprochen. Als sie verträumt über den See schaute, durchdrang der starke Geruch nach Pfeifentabak die Luft. Es war unmissverständlich die Mischung ihres Großvaters, mit einem stark fruchtigen Aroma, den sie gern gemocht hatte. Lizzy schaute umher. Sie ging ins Haus und um es herum, doch der Geruch herrschte nur vorn, auf der Veranda. Dann war er weg. Kaum hatte sie sich wieder hingesetzt, roch sie den Tabak wieder. »Es gab keinen Irrtum: Es war nicht nur der Tabakrauch ihres Großvaters; es war er selber.«

 

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