Pasta alla Norma
Heute schreibe ich übers Essen, was eigentlich zu profan für manipogo ist, aber ich habe da eine nette Entdeckung gemacht, die ich euch nicht vorenthalten will. Ha, diebische Freude, wenn man einer Kollegin einen Fehler nachweisen kann … Nein, es ist einfach die Freude über eine Entdeckung, die den Italiener in mir jubeln lässt.
Im September wollen wir wieder nach Kalabrien, vielleicht erst eine Woche auf die Insel Panarea, dann wieder in die glanzvolle Wohnung mit Blick von Tropea übers Meer. Kalabrien. Da muss ich unbedingt die berühmte Pasta alla Norma probieren, deren sugo (Soße) aus einer Mischung von passierten Tomaten, Ricotta und gedünsteten Auberginen besteht. Kann man auch selber machen, doch Ricotta ist so schwer zu finden (vielleicht im italienischen Suupermarkt in Freiburg).
»Norma« ist die berühmteste Oper von Vincenzo Bellini aus Catania, 1831 geschrieben. Als der Dichter Nino Martoglio sie kostete, soll er ausgerufen haben: »Chista ie le vera Norma!« Das ist die wahre Norma! Also Catania an der Ostküste Siziliens. Da war ich doch mal, im Mai 2014! Habe dort schwarze Spaghetti gegessen (mit Tintenfisch-sugo; sieht aus wie ein Wurmgericht …) und bin als Sozius auf einer Vespa durch die Stadt kutschiert worden.
Nun zur Entdeckung. Vor einer Woche lief ich so herum und fischte aus einem Telefonhäuschen ein Buch zur raschen Lektüre: Eine Japanerin in Florenz von Magdalen Nabb, 2006 erschienen. Es ist Maresciallo Guarnaccias dreizehnter Fall. Leider hat Frau Nabb nur noch einen vierzehnten Fall hinterherschieben können; am 18. August 2007 starb sie, 60 Jahre alt, in Florenz an einer Hirnblutung. (Nun tut mir die Entdeckung fast wieder leid.) Seit 1975 hatte sie in Florenz gelebt. Sie wird mir sicher nicht böse sein. Das Buch las ich in zwei Stunden durch, es ist recht gut, und die Abschweifungen zur Familie des Maresciallos müssen anscheinend sein im Krimi. Das liest man gern.
Guarnaccia stammt, wie man erfährt, aus Siracusa, das liegt vielleicht 100 Kilometer südlich von Catania, wo die Pasta alla Norma entstand. (Bis nach Florenz sind es vielleicht 1000 Kilometer.) Wir lesen also:
Als er zum Mittagessen nach Hause zurückkehrte, stand Teresa in der Küche und kochte Spaghetti alla Norma, sein Lieblingsgericht.
Ich wollte wissen, wie man diese Pasta macht und las auf einer Seite (italianisiert.de), man nehme Maccheroni her oder Penne rigate, und:
Auf gar keinen Fall darf es lange Pasta wie Spaghetti sein, darüber sind sich alle Sizilianer einig. Wer also demnächst im italienischen Restaurant sitzt und Dinge wie »Spaghetti alla Norma« auf dem Menü sieht, der sollte das Weite suchen …
Auf der Seite sizilianischekueche.de meint der Autor (oder die Autorin:
Die Nudeln, die wir in Catana dafür nehmen, sind Maccheroni oder Rigatoni.
Wieder was gelernt. Der Nationale Tag der Pasta alla Norma ist der 23. September, aber so lange wollte ich nicht warten. Und Magdalen Nabb ruhe in Frieden oder sei weiter kreativ, sie hat immerhin Florenz auf die Krimi-Landkarte gesetzt, und ob sie mal Frau Donna Leon in Venedig besucht hat, die Kommissar Brunetti erschuf? Sie hätten sich gut verstanden. Sizilien muss sich aber nicht verstecken. Es hat Commissario Montalbano, und der isst auch für sein Leben gern. In einer Sendung 2006 ist er bei seinem Kollegen Mimi Augello eingeladen, und dessen Frau bereitet ihm Pasta alla Norma zu. Mit Penne.