Flugverkehr (140): Der Rotmilan

In der Nähe des Flughafens Zürich sah ich oft zwei Raubvögel mit gegabelten Schwänzen, die schrill »wii-wiii-wiiii« schrien, unüberhörbar. Jetzt habe ich gelernt, dass es Rotmilane sind, die vor 50 Jahren in der Schweiz auf 90 Paare zusammengeschrumpft waren, heute aber wieder 3500  zählen. In Deutschland soll es 15.000 Brutpaare von Rotmilanen geben.

010Der starke Rückgang bis 1970 lag an den Giften, die die Landwirte versprühten. (Ich habe das übrigens aus der coopzeitung Anfang März, der Artikel war von Martin Zimmerli.)  Über Jahrzehnte war DDT das weltweit meistverwendete Schädlingsbekämpfungsmittel; gegen die Malaria übertragende Mücke half das Mittel zeitweise, bis Resistenzen entstanden. Um 1955 kosteten 2 Kilo DDT 1 Dollar. Das Buch Silent Spring von Rachel Carson (1907-1964) prangerte 1962 die Verwendung von Giften an, was 1969 zu einem Verbot von DDT führte.

Danach erholte sich der Bestand der Rotmilane schnell. Sie sind anpassungsfähig und robust. Sie sehen zehn Mal besser als Menschen. Sollte auf dem Erdboden eine Maus (sein Lieblingsgericht) unterwegs sein, erspäht sie der Rotmilan, der eine beachtliche Flügelspannweite von eineinhalb Metern aufweist. Meine Versuche, ihn zu fotografieren, waren von ein wenig Erfolg gekrönt, siehe links oben. Darum schauen wir uns ein Foto aus dem Internet an (von nabu.ch).

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Eigentlich sind Rotmilane ja Zugvögel. Wenn es kälter wird, fliegen sie nach Südspanien. Doch heute sind 800 Meter die neue Nullgrad-Grenze im Winter (früher 600 Meter), und unterhalb werden nur mehr halb so viele Schneetage wie vor 50 Jahren verzeichnet. Also kann man auch hierbleiben. Nachwuchs kriegen. Die Nester von Rotmilanen schimmern oft, weil sie gern Plastik einbauen. Mehr ist zu ihnen eigentlich nicht zu sagen und mehr wollte ich aus dem Artikel auch nicht nehmen.

Faszinierend an großen Vögeln finde ich ihre Fortbewegung. Die meisten klappen ihre Flügel nicht auf und ab oder rudern herum — sie breiten sie einfach aus und lassen sich tragen. Mir fiel der Song Fly Like an Eagle von Steve Miller ein — und ich fand eine Live-Aufnahme von 1973, als sie der Song zum ersten Mal spielten. Miller war damals 30, in einem Jahr wird er 80. Er hat sich übrigens aus dem Business bald ausgeblendet, er verbrachte 50 Jahre eher ruhig, und nun mag er denken: Das hat gestimmt. Die Geschichte über die Zeit, die nicht existiert und über die Epochen, die gleichzeitig ablaufen, muss ich noch schreiben, im nächsten Monat.

 

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