Reinkarnation bei den Christen
Bei den Christen gibt es Reinkarnation nicht. Warum nicht, erklärt uns P. Martin Ramm FSSP auf einer polemisch geschriebenen Seite in dem Büchlein Die letzten Dinge (Thalwil 2007). Das kleinformatige Buch erhielt die kirchliche Druckerlaubnis, folgt also der reinen Lehre. Irgendwo hatte ich ein paar Zeilen daraus zitiert, heute will ich den ganzen Text zerpflücken und die Arroganz der Christen aufzeigen. Die Seite heißt einfach
Reinkarnation.
Wir lesen:
Um so trauriger ist es, dass viele Zeitgenossen in religiöser Orientierungslosigkeit ihre Zuflucht zu ganz abwegigen fernöstlichen Vorstellungen nehmen. Die Lehren von »Reinkarnation« und »Seelenwanderung« sind heute geradezu in Mode. Sie gehen davon aus, dass nach dem Tod die Seele des Menschen in einem neuen Leib wieder geboren werden kann.
Eine so ganz abwegige Vorstellung ist die Reinkarnation nicht. Professor Ian Stevenson aus Virginia hat auf ein paar tausend Seiten eine Menge Beweismaterial vorgelegt, das man nicht ignorieren kann. Helen Wambach, Brian Weiss und Michael Newton haben Tausende Rückführungen vorgenommen, und dabei konnte vieles verifiziert werden. Außerdem glaubt eine Milliarde Menschen an die Reinkarnation, vielleicht sind es sogar zwei Milliarden (von knapp acht). An Reinkarnation zu glauben ist nicht abwegiger, als an die jahrtausendelange Ruhe der verwesenden Leiber im Grab zu glauben, die dann, wenn die Trompete zum ewigen Gericht ruft, fleischlich wiederauferstehen.
Der hl. Apostel Paulus erteilt solchen Vorstellungen eine klare Absage, wenn er schreibt: »Es ist den Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und darauf kommt das Gericht.« (Hebr 9,27)
Das ist überhaupt keine klare Absage. Ja, jedes Leben endet, in jedem Leben sterben wir einmal, und die Todeserfahrungen zeigen, dass danach gleich ein Gericht kommt in Form eines Lebensrückblicks. Wir sterben ja nicht zwei Mal; aber auch das nächste Leben endet mit dem Tod, weil der Körper nicht endlos durchhält. Und was wusste Paulus schon?
Der Glaube an eine Wiedergeburt steht im krassen Widerspruch zum christlichen Menschenbild. Er nimmt weder die Leiblichkeit des Menschen noch seine Willensfreiheit ernst. Die leib-seelische Einheit des Menschen wird bei dieser Lehre aufgelöst und der Leib abgewertet, denn er gehört nicht mehr wesentlich zum Menschen, sondern wird im Kreislauf der Geburten immer wieder ausgewechselt.
Als ob das Christentum nicht den Leib abgewertet hätte! Wieso wird die leib-seelische Einheit des Menschen bei dieser Lehre aufgelöst? Im Tod geschieht das sowieso. Wo bleibt nach dem Tod im Glauben der Christen die Seele? Dämmert sie neben dem Skelett vor sich hin? Was will man nach dem Tod noch mit dem Leib, er ist dahin, und mehr Abwertung gibt es nicht. Bei der Reinkarnation wird die Seele aufgewertet; sie ist der Weg des Menschen, den er beschritten hat, und sein Geist wacht darüber. Weshalb sollte die Reinkarnation die Willensfreiheit des Menschen nicht ernst nehmen? Nach allem, was wir wissen, wird eine nächste Inkarnation gründlich vorbereitet, und man holt die Erlaubnis der »Seele« ein, die selber einsieht, dass sie noch lernen muss. Ein Leben ist schlicht zuwenig. Aber jedes Leben wird mit einem Körper gelebt, der ohnehin nur ein vorübergehendes Gefährt ist.
Wie ganz anders klingt da der katholische Glaube von der Heiligkeit des Leibes und von der Auferstehung! Die Hl. Schrift mahnt uns, das eine Leben auf Erden gut zu nutzen. In diesem Leben schenkt Gott jedem Menschen alle zum Heil notwendigen Gnaden.
Na ja, die katholische Kirche und der Leib! All das ist ja kein Widerspruch. Wir alle leben hier in dieser Welt und halten unser Leben für das einzige und wollen es auch gut nutzen. Doch in vielen Quellen hört man, dass ein einziges Leben nicht ausreicht, seine Seele zu bilden. Jemand wächst in Deutschland auf und wird 80 Jahre alt, konnte etwas hinkriegen; andere sind arm, sterben früh oder scheitern auf unglückliche Weisem begehen eine Bluttat: Pech gehabt! Das war’s. Nein, das kann nicht sein.
Wäre es nicht ein Glück, Fehler ausbügeln, neu anfangen, sich perfektionieren zu können, statt wie gelähmt im Grab zu warten? Und wenn wir die zum Heil notwendigen Gnaden nicht genutzt haben? Dann wären wir auf ewig verloren. Gott schenkt uns vielleicht eine neue Chance und wieder eine neue Chance, und so genau wissen wir auch nicht, wie die Reinkarnation abläuft.