TestpilotInnen (16): Robert Caplan
Da hatte uns Victor Zammit in seinem Newsletter Mitte Mai wieder eine alte Geschichte untergejubelt: Der Armeeveteran Robert Caplan erzählte bei einer Konferenz 2013 von seinem Todeserlebnis, das ihm im Jahr 1956 zuteil wurde. Interessant gleichwohl.
Robert Caplan schilderte dem Auditorium, wie er aufwuchs. Als uneheliches Kind verbrachte er die ersten sechs Jahre seines Lebens in drei Kinderheimen katholischer, baptistischer und protestantischer Provenienz, obwohl er Jude war. Mit 20 Jahren ging er zur US-Marine und diente auf dem Flugzeugträger USS Forrestal. Das war damals das zweitgrößte Schiff der Welt: 325 Meter lang, 76 Meter breit, hoch wie ein Hochhaus von 25 Stockwerken und bemannt mit 4000 Leuten.
Caplan arbeitete auf dem Flugdeck, und nach sechs Monaten im Dienst passte er eine Sekunde lang nicht auf und stand falsch, als beim »High Power Turnup« die Maschinen mit voller Kraft anliefen. Er wurde in das Triebwerk eines Flugzeugs gezogen, schlug sich den Kopf an und blieb zwischen den Turbinenblättern hängen. Man holte ihn heraus und dann gleich den Priester für die Letzte Ölung. Robert Caplan erzählte:
Ich nahm die Angst des Priesters wahr, ja, ich nahm sie wahr, ich fühlte sie nicht. Dann sagte ich zu ihm: »Vater, wisst ihr nicht, dass ich jüdisch bin?« Er sagte nichts dazu.
Dann landete der junge Soldat auf dem Operationstisch. Die Ärzte hatten keine Hoffnung. Er war praktisch tot und sah bereits von oben herunter auf seinen Körper ― und bekam nochmals die Letzte Ölung. 48 Stunden war er bewusstlos, und wenige Details blieben ihm im Gedächtnis. Ein Satz blieb stehen:
Ich bin die Liebe, die ich sehe.
Die Erfahrung liegt jenseits aller Worte. Was ich unten auf dem Tisch sah, war außerhalb von mir … als würde ich die Szene gerade eben selber erschaffen. Jedenfalls: Ich war frei.
Dann kam Richard Caplan in seinen Körper zurück und tauchte in ein Meer aus Schmerz. Erst 20 Monate später wurde er entlassen. 30 Jahre schwieg er über sein Erlebnis, weil er ja einen Fehler gemacht hatte und infolgedessen schuldig war. Das Militär sei eine eigene Kultur: Junge Männer leben zum ersten Mal irgendwie intim mit anderen Männern zusammen, die sie als Brüder empfinden. Und der Krieg sei ein Geschäft. Auch Soldaten machten Todeserfahrungen, nur redeten sie nicht davon.
Robert Caplans Schlussgedanke:
Diese Welt ist Liebe. Liebe ist da, um weitergegeben zu werden, aber du musst auch bereit sein, sie entgegenzunehmen. Und: Streck deine Hand aus, hilf anderen!