Der Laufsteg junger Männer

Wie vor drei Tagen vermeldet, fuhr ich mit dem Rad von Rehetobel in Richtung Westen. Es war Sonntag, also waren da in der Ostschweiz viele schwarze BMWs und Audis zu sehen, sogar mancher Maserati und andere tiefergelegte stark motorisierte Kleinmobile, gelenkt vermutlich von jungen Männern, unterwegs von Hier nach Dort. Die Straße ist ihr Laufsteg.

Unter der Woche müssen sie ja arbeiten, zum Glück, doch am Sonntag können sie zeigen, was in ihnen – oder unter der Haube ihres Fahrzeugs − steckt. Man hat überhaupt das Gefühl, die ganze Ostschweiz sei dem Automobil untertan. Riesige Flächen mit Autos, ein Autohaus am anderen, in den Dörfern begutachten sie Autos oder schrauben an ihnen herum, und am Bahnhof Sirnach steht ein Dutzend junger Männer da, um drei potente Fahrzeuge herum. Einer stieg aus seinem Alfa aus, und auf dem Beifahrersitz saß die Begleiterin. Rumfahren, anscheinend kann man in der Ostschweiz sonst nichts unternehmen. Das ist eben so. 

Autowerbung (Renault)

 Mit Autos wird eine Menge Geld verdient. Die Werbung hebt das Aggressive hervor und koppelt das Männliche an das richtige Fahrzeug. Die Autos sind immer bulliger und kompakter geworden, kleine Boliden und Kampfmaschinen, und in manchen Kreisen ist man ohne das passende Auto ein Nichts. Ich weiß natürlich, dass ich diese Leute nicht erreichen kann, dass man diesem Protz- und Potenzgehabe hilflos gegenübersteht. Irgendwo am Freiburger Bahnhof herrschte einer den anderen an: »Ich mach dich kaputt!«  

So sind ja auch die gängigen Filme, in denen alles explodiert und auf Kahlschlag ausgelegt ist (ja, Quentin, auch bei dir!), aber gut, letztlich hängt es an den Eltern und den Lehrern und den Frauen, zu zeigen, dass es noch andere Werte gibt. Die Beifahrerin ist wichtig. Sie ist das Wichtigste überhaupt.

 

 

Ein Kommentar zu “Der Laufsteg junger Männer”

  1. Regina

    Lieber Manfred, und wenn der Fahrer mit dem Protzauto und die Beifahrerin lieber mit der Ente Probefahren möchte, geht sie lieber zu Fuß! ciao Regina