Wahrheit/Liebe

Emanuel Swedenborg erfuhr auf seinen außerkörperlichen Reisen so viel von den Engeln und sah so viel, dass er in der Folge 1000 Buchseiten damit füllte und 5 oder 6 Bücher schriueb. Wir müssen ihn mal ganz zitieren, in der deutschen Übersetzung (denn die Bücher sind auf Lateinisch verfasst). Das klingt zwar umständlich, aber somathematisch-exakt schrieb man Anfang des 17. Jahrhunderts. Aus »Himmel und Hölle«:

133. Nun soll etwas von der Wärme des Himmels gesagt werden: die Wärme des Himmels ist ihrem Wesen nach Liebe; sie geht vom Herrn als der Sonne aus, und daß diese die göttliche Liebe im Herrn und aus dem Herrn sei, kann man im vorhergehenden Abschnitt nachgewiesen finden; hieraus erhellt, daß die Wärme des Himmels ebenso geistig ist, als das Licht des Himmels, weil sie desselben Ursprungs ist. Zweierlei ist, was vom Herrn als der Sonne ausgeht, das göttliche Wahre und das göttliche Gute; das göttliche Wahre stellt sich in den Himmeln als Licht dar, und das göttliche Gute als Wärme; allein das göttliche Wahre und das göttliche Gute sind so vereinigt, daß sie nicht zwei sind, sondern eines; gleichwohl jedoch sind sie bei den Engeln getrennt; denn es gibt Engel, die mehr das göttliche Gute als das göttliche Wahre aufnehmen, und wieder solche, die mehr das göttliche Wahre als das göttliche Gute aufnehmen; die mehr das göttliche Gute aufnehmen, sind im himmlischen Reich des Herrn; die mehr das göttliche Wahre, sind im geistigen Reich des Herrn; die vollkommensten Engel sind die, welche beides in gleichem Grad aufnehmen.

134. Die Wärme des Himmels ist, wie das Licht des Himmels, überall verschieden, eine andere im himmlischen Reich, und eine andere im geistigen Reich, ja auch eine andere in jeglicher Gesellschaft daselbst, ein Unterschied nicht bloß dem Grad nach, sondern auch der Qualität nach; stärker [intensior] und reiner ist sie im himmlischen Reich des Herrn, weil da die Engel mehr das göttliche Gute aufnehmen; weniger stark und rein ist sie im geistigen Reich des Herrn, weil hier die Engel mehr das göttliche Wahre aufnehmen; auch in jeder Gesellschaft des Himmels ist sie je nach der Aufnahme verschieden. Es gibt auch eine Wärme in den Höllen, aber eine unreine

136. Die Engel haben, gleich den Menschen, Verstand und Willen; das Leben ihres Verstandes ist eine Wirkung des Himmelslichtes, weil das Licht des Himmels das göttliche Wahre und daher die göttliche Weisheit ist, und das Leben ihres Willens ist eine Wirkung der Wärme des Himmels, weil die Wärme des Himmels das göttliche Gute und daher die göttliche Liebe ist; das eigenste Leben der Engel ist aus der Wärme, nicht aber aus dem Licht, außer soweit die Wärme in diesem ist; daß das Leben aus der Wärme kommt, ist offenbar, denn mit deren Entfernung vergeht auch das Leben; ebenso ist es auch mit dem Glauben ohne die Liebe oder mit dem Wahren ohne das Gute; denn das Wahre, das man das des Glaubens nennt, ist das Licht, und das Gute, welches das der Liebe ist, ist die Wärme.

Dies stellt sich noch deutlicher heraus an der Wärme und dem Licht der Welt, welchem die Wärme und das Licht des Himmels entsprechen; durch die Wärme der Welt, wenn sie mit dem Licht verbunden ist, lebt auf und blüht alles, was auf dem Erdboden ist, und verbunden sind sie zu den Zeiten des Frühlings und des Sommers; hingegen durch das von der Wärme getrennte Licht wird nichts belebt und blüht nichts, sondern erstarrt und erstirbt alles, und nicht verbunden sind sie zur Zeit des Winters, dann fehlt die Wärme, und das Licht bleibt noch; vermöge jener Entsprechung heißt der Himmel ein Paradies, weil in ihm das Wahre mit dem Guten, oder die Liebe mit dem Glauben verbunden ist, wie zur Frühlingszeit auf Erden das Licht mit der Wärme. Hieraus erhellt nun noch deutlicher die Wahrheit, von der oben in seinem Abschnitt Nr. 13-19 die Rede war, daß nämlich das Göttliche des Herrn im Himmel die Liebe zu Ihm und das Wohlwollen (Charitas) gegen den Nächsten ist.

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