Unerwünschte Begegnung

Die kleine Gemeinde Stegen nördlich von Freiburg wollte sich ein Begegnungshaus für mehrere Generationen bauen. Schon vor zehn Jahren machte sich der Verein Miteinander Stegen ans Planen, 2016 genehmigte der Gemeinderat das Projekt. Der Spatenstich fand dann im vergangenen Juli statt, und nun soll gebaut werden. Warum so spät? 

Im Begegnungshaus soll das Netzwerkbüro untergebracht werden (Anlaufstelle für Alltagsfragen), daneben die Tagespflege, eine Pflegewohngruppe und bezahlbare Wohnungen im ersten Stock der beiden Häuser. Die Bürgermeisterin von Stegen, Fränzi Kleeb, gestaltete den Prozess mit und ist stolz darauf, wie aus ihrem Artikel im SeniorenForum hervorgeht. Sie ist aber auch enttäuscht.

Leider wurden uns hier in Stegen dann immer wieder von Anwohnern Steine in den Weg gelegt, die den Bau bis heute verzögerten.

Es wurde eine Bürgerinitiative gegründet, um die Initiative der Gemeinde zu bekämpfen. Der Verein sprach sich nicht gegen das Projekt aus, nur sollte es woanders hin. Die Leute wollen ihre Ruhe. Sie wollen keine Justizvollzugsanstalt, psychiatrische Einrichtung oder Altenheim in ihrer Nähe. Sie besitzen große Häuser mit Garten und zwei Autos, und sie finden, dass sie ein Recht darauf haben, ungestört dahinzuleben.

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Viele Paare haben Zeit, Geld und ausreichend Wohnraum, aber die Oma schicken sie ins Altenheim. Sie haben zwar nicht unbedingt eine Vision, sie möchten nur in Ruhe frühstücken und im Garten liegen, eine kleine Spazierfahrt machren oder an der Sonne dösen. Die Bürgerinitiative Stegen setzte alsbald einen Bürgerentscheid durch — doch zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger sprechen sich für das Projekt aus.

Dann gab es 2019 einen Investor, und es hätte losgehen können; doch nun zogen Bürger, ganz Kohlhaas, vor Gericht, trotz des klaren Bürgerentscheids. Und wegen Corona dauerte es wieder zwei Jahre, bis es zur Verhandlung kam, und es gab natürlich einen Kompromiss, es musste umgeplant werden, aber das Begegnungshaus wird gebaut.

Die Kläger werden eines Tages auch alt sein und vielleicht froh über das Begegnungshaus. Und wenn es euch nicht passt, Leute — verkauft einfach euren Krempel und zieht woandershin! Man freut sich überall auf nette Zeitgenossen, die ihre Ruhe haben wollen, und Stegen hat euch auch los.

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