Die Kirchen – und Maria
Wie es in den kalabrischen Kirchen aussieht, interessiert vermutlich niemanden. Doch manipogo neigt bekanntermaßen zur Religiosität, und so soll der Volksglaube nicht zu kurz kommen. Außerdem ist heute Sonntag. Um es unterhaltsam zu gestalten, fangen wir mit einem kuriosen Foto an.
Die kleinen Dorfkirchen haben in ihren Seitenaltären oft die Maria mit Kind, den einen oder anderen Heiligen, alles etwas kitschig und verstaubt. Immer steht da eine Statue der Maria addolorata, der Schmerzensmutter. Sie trägt Schwarz.
Marienstatuen im Freien sind immer weiß und leuchten ganz besonders — was aber an meinem merkwürdigen alten Fotoapparat liegen mag. Hier soll noch bemerkt werden, dass Maria im Alten Testament nicht Maria war: Auf Hebräisch heißt sie Miriam.
Maria oder Miriam wird geliebt, weil das Volk zu einer Göttin beten möchte. Vor dem Christentum, als die Griechen in Kalabrien Siedlungen errichteten, veranstalteten die Ureinwohner Feiern zu Ehren von Persephone (oder Kore), als Gattin von Pluto Mit-Chefin der Unterwelt. Es kann nicht schaden, an die Zukunft zu denken, und sie sind alle hinübergegangen; alle.
In Italien wird gern geheiratet, stellt man fest. Wir kamen mit dem Schiff nach Rinella auf der Insel Salina, die Braut ging an der Hand des Brautvaters gerade in die Kirche, und drinnen machten sie sich dann zur Zeremonie bereit. Es war eine kleine Festversammlung von vielleicht 20 Leuten. Der Priester segnete sie und kam sogar zu uns Touristen nach hinten, schenkte uns ein breites Lächeln und dann ein paar Spritzer Weihwasser. So traten wir gut gestimmt hinaus in die Hitze; heiraten sollen andere.