Die Schechina

Jesus Christus soll gesagt haben: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.« Symbolisch gewissermaßen — aber vielleicht auch konkret und unsichtbar. Das ist vermutlich der Heilige Geist der Christen, der im Judentum weiblich besetzt ist und die Schechina heißt. 

Ich wurde darauf gestoßen, als ich in dem Büchlein Deinen Namen findet er las, was der Schweizer reformierte Theologe Walter Nigg (1903-1988) über die Engel schreibt:

SDC11218Wir müssen uns wieder zu der festen Glaubensüberzeugung durchringen, dass der Engel der unsichtbare Begleiter unseres Lebens ist. Der Glaube an die persönliche Behütung durch die Engel ist bedeutsam. Die hohen Gedanken kommen von innen und der Begleitengel weiß, was wir nicht wissen; der Begleitengel sieht, was wir nicht sehen und ist stets gegenwärtig. Tut der Mensch das Böse, dann zieht der Engel sich schweigend zurück und weint, wie nur Engel zu weinen vermögen.

Diese Formulierung erinnerte mich frappant an jüdische Quellen, in denen es heißt, wenn der Mensch sündige, »gehen die Füße der Schechina der Unterwelt zu«. Sie begibt sich ins Exil. Die Schechina — also der Geist Gottes — ist anwesend, wenn Mann und Frau fair und leidenschaftslos miteinander verkehren (denn Sexualität, so gelebt, ist heilig und schöpferisch), aber sie begleitet den heiligen Mann auch bisweilen, wenn er alleine unterwegs ist. Sie ist mit dir auf dem Weg, wenn du den richtigen, den gottgefälligen Weg gewählt hast.

Im Buch Hiob, erfahren wir auf glorian.org, wendet sich der Gequälte an Eloha, und das heißt Göttin. In der deutschen Bibel steht dafür Der Herr oder Gott der Herr wie für alle anderen Beinamen (oder Aspekte oder Attribute), die im hebräischen Urtext verwendet werden. Elohim erschuf die Welt (das ist Mehrzahl und weiblich und männich zugleich), Jehovah ist der strafende Gott, der an anderer Stelle wieder Sabaoth oder Adonai heißt, Ehye und Hua … Die beiden letzteren Namen bedeuten »Ich bin, der ich bin«. (»Ani, ani hua« heißt es wörtlich.) Hua ist der absolut barmherzige Gott.

Rabbi Joseph Gikatilla schrieb in seinem Buch Tore aus Licht (Sha’are ora) aus dem Jahr 1270 über die Heiligen Namen:

Jeder einzelne von ihnen enthält eine Mischung. Die Sphären (die neun der Kabbalah) sind untereinander verschränkt, empfangen voneinander, sind in einer Gruppe vereint, die nichts in der Welt auseinanderbringen kann. Wenn ihr das versteht, werder ihr das Innerste der Einheit des Schöpfers verstehen.

 

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