Das 100-Meilen-Rennen
Nächstes Jahr möchte ich wieder an einem Treffen der Freunde alter Räder teilnehmen. Das wird wie oft Ende Mai sein und zum ersten Mal in Italien, Cremona. Beim Ausräumen stellte ich meine Urkunden zusammen. Fürs 100-Meilen-Rennen gab’s immer eine Urkunde. Darauf bin ich stolz. Aber jetzt könnte ich sie auch wegwerfen.
Diesen Monat hatte manipogo noch keinen Fahrradbeitrag. Darum! Ich begleitete meiner Appenzeller Freunde zum ersten Mal 2007 nach Oirschot in Holland. Viel weiß ich davon nicht mehr. An ein wunderschönes Mädchen erinnere ich mich, das aus christlichen Gründen nach Afrika wollte, und an den Pfarrer, der mürrisch und einsilbig blieb, bis er begriff, dass wir (die große Mehrheit) Schweizer waren. Er konnte nicht verwinden, dass Deutsche 66 Jahre zuvor über sein Land hergefallen waren.
2009 fand das Teffen der IVCA (International Veteran Cycles‘ Association) in Neufchâtel in der Westschweiz statt. Ich fuhr ins Elsass und über den Berg zum See, meine Schweizer Freunde hatten das alte Rennrad dabei. Ich saß auf diesem Tebag-Rad von 1937 und spielte Schweizer Champion. Damals war ich auch der Schnellste.
2010 fuhr ich in acht Tagen mit dem Rad hoch zur Nordsee und erreichte Dänemark. Bei diesem Treffen lernte ich Jan Paulsen kennen (übernächstes Bild); mir wurde ein 20 Kilo schweres Schwedenrad geliehen, mit dem ich die 100 Meilen fuhr. Qualvoll war das.
Das 100-Meilen-Rennen oder »Century« wird immer bei Tagesanbruch gestartet. Meist beginnt eine höchstens zehnköpfige verschlafene Gruppe um sieben Uhr; die anderen gehen später ins Rennen. Es ist meist ein Rundkurs, und das wird irgendwann öde, aber zwischen zwei und drei Uhr hat man dann die 160 Kilometer hinter sich.
Ich fuhr, um 2012 nach Belgien zu kommen, hoch durch die Vogesen, hinauf bis nach Ostende und dann nach Gent. Am Meer war’s im Mai neblig wie im November, und was war noch? Nett war der kubanische Chef des Campingplatzes.
Dann war Pause. Es muss etwas Besonderes bleiben, dieses Treffen, darum hielt ich mich eine Weile fern und kam erst wieder nach Karlsruhe. Mehr Teilnehmer (400) gab es nie. Kein Wunder, der 200. Geburtstag des Laufrades wurde begangen, und Carl Freiherr von Drais brachte es in die Welt. Ich hatte die Nummer 227, und auch hier mühte man sich, zehn Mal dieselbe Strecke abzufahren, doch als ein junger Slowene vor mir fuhr, wurden meine Kräfte wieder geweckt.
Und dann noch das Diplom von Alpe d’Huez. Das muss 1997 gewesen sein, vor 25 Jahren also. Und immer noch sind wir in Form. Und wie!