Die Kunst des Krieges (2)
Bedenken wir, dass um das Jahr 500 vor unserer Zeitrechnung Nachrichten über den Gegner kaum zu erhalten waren. Bis zu Napoleons Zeiten wurden diese von reitenden Boten transportiert. Man operierte gewissermaßen auf Sichtweite. Der General brauchte einen erhöhten Standpunkt, um die Schlacht zu überblicken.
Und dennoch gibt es Konstanten, die über Jahrhunderte Bestand hatten. Die Moral der Truppe muss stimmen, Überraschung und Schnelligkeit sind Trümpfe, und Spione sind wichtig. — Im Zweiten Weltkrieg konnten in der Endphase die deutschen Funksprüche entschlüsselt werden, was den Alliierten einen entscheidenden Vorteil brachte. Hören wir weiter Sun Tzu:
Wer also das Geschick besitzt, den Gegner in Atem zu halten, baut Täuschungen auf, die den Feind zum Handeln veranlassen. Er opfert etwas, damit der Feind danach greift. Indem er Köder auslegt, hält er ihn in Bewegung, und mit einer Truppe Schwerbewaffneter lauert er ihm auf.
Der kluge Kämpfer achtet auf die Wirkung der kombinierten Energie und verlangt nicht zuviel vom einzelnen.
Benutze die Wissenschaft der schwachen und starken Punkte. … Deshalb zwingt der kluge Kämpfer seinem Gegner seinen Willen auf … Belästige den Feind, wenn er sich Ruhe gönnen will. Zwinge ihn zum Aufbruch, wenn er ruhig lagert.
Wenn wir den Ort und die Zeit der bevorstehenden Schlacht wissen, können wir uns aus größter Entfernung auf den Kampf konzentrieren.
Das höchste Ziel bei allen taktischen Entscheidungen muss sein, sie geheimzuhalten.
Militärische Taktik ist dem Wasser ähnlich; denn das Wasser strömt in seinem natürlichen Lauf von hohen Orten herunter und eilt bergab. So muss im Krieg gemieden werden, was stark ist, und geschlagen werden, was schwach ist.
Ohne Harmonie im Staate kann kein militärischer Feldzug unternommen werden; ohne Harmonie in der Armee kann kein Kampfverband gebildet werden.
Übe im Krieg die Verstellung, und du wirst siegen. Bewege dich nur, wenn ein wirklicher Vorteil zu gewinnen ist. … Deine Schnelligkeit soll sein wie die des Windes, deine Festigkeit wie die des Waldes.
Deine Pläne sollen dunkel und unergründlich sein wie die Nacht. … Überlege jede Bewegung ganz genau. Siegen wird, wer den Kunstgriff der Täuschung beherrscht.
Greife keine Soldaten an, die auf den Kampf warten. … Greife keine Armee an, die nach Hause zurückkehrt, denn ein Mann, der darauf wartet, nach Hause zurückzukehren, kämpft todesmutig … Lasse ein Schlupfloch frei, wenn du eine Armee umzingelst, … um ihn daran zu hindern, mit dem Mut der Verzweiflung zu kämpfen. Denn du darfst einen verzweifelten Gegner nicht zu hart bedrängen.
Schlage kein Lager auf, wenn du in schwierigem Gelände bist. Lagere an hohen, sonnigen Orten.
Es gibt fünf gefährliche Fehler, die jeder General begehen kann. Die beiden ersten sind: Unbekümmertheit, da sie zur Vernichtung führt; und Feigheit, da sie zur Gefangennahme führt. Der nächste ist ein Ehrgefühl … und ein ungezügeltes Temperament … Der letzte dieser Fehler ist übergroße Sorge um das Wohl der Männer.
Schnelligkeit ist eine wichtige Eigenschaft im Krieg. Nutze sie zu deinem Vorteil, wenn der Feind nicht bereit ist, gehe über unerwartete Straßen und greife unbewachte Orte an.
Bringe deine Soldaten in Positionen, aus denen es keinen Fluchtweg gibt, und sie werden den Tod der Flucht vorziehen. Wenn sie den Tod vor sich sehen, gibt es nichts, was sie nicht erreichen können.
Du hast keinen Erfolg, wenn deine Männer nicht standhaft und im Willen geeint sind; vor allem müssen sie von einem Gemeinschaftsgefühl beseelt sein. … Das Prinzip, nach dem eine Armee geführt werden muss, besteht darin, ein Mindestmaß an Mut festzusetzen, das alle beweisen müssen.
… die Pläne des Feindes sind durch Spione und nur durch sie zu ermitteln. Es darf in der ganzen Armee keine vertrauteren Beziehungen geben als jene, die mit Spionen aufrechterhalten werden. Keine andere Beziehung sollte großzügiger belohnt werden.