Im Tierschutz tätig

Seit zehn Jahren bietet manipogo immer mal wieder ein Stück von dem indischen Weisen Jiddu Krishnamurti (1895-1986) an, aus seinen Commentaries On Living. Im ländlichen Indien kommen Ratsuchende zu ihm, und er will helfen, aber zuerst stellt er peinliche Fragen, bis die Masken fallen. 

Würden Sie unserer Tierschutz-Organisation beitreten?

DSCN4495Die Sonne stand sehr klar am Himmel, und eine kühle Brise kam vom Meer. Es war noch recht früh am Morgen; nur wenige Menschen waren auf der Straße, und der intensive Verkehr hatte noch nicht begonnen. Zum Glück würde es kein zu heißer Tag werden; aber überall war der Staub, fein und in alles eindringend, denn während des langen, heißen Sommers hatte es nicht geregnet. In dem kleinen, gepflegten Park lag Staub schwer auf den Bäumen; doch unter den Bäumen und zwischen den Büschen floss ein Lauf kühlen, frischen Wassers, der von einem Berg in den nahegelegenen Bergen herunterkam. Auf einer Bank am Bach war es angenehm und friedlich, und es gab eine Menge Schatten. (…)

Sie saßen in einem kleinen Raum, und durch die geöffnete Tür sah man den Rasen in der Nachmittagssonne glitzern, und er warf ein grünes Licht an die weiße Decke. »Krishniji« hatte eine Besucherin: eine Frau mit Juwelen an den Fingern, hochhackigen Sandalen und einem sehr teuren Sari. Sie gab an, geschäftsführendes Mitglied einer wichtigen Tierschutz-Organisation zu sein. Der Mensch sei grausam zu den Tieren, die man mittels Gesetzen schützen müsse. Die Öffentlichkeit müsse aufgerüttelt werden. Ob er sich vorstellen könne, der Organisation beizutreten?

Ob sie glaube, eine Organisation gegen die Grausamkeit werde die Liebe entstehen lassen? Könne man durch die Gesetzgebung Brüderlichkeit herbeiführen? Krishnamurti sagte weiter:

Natürlich müssen wir zusammenarbeiten, das ist nur natürlich; aber Zusammenarbeit kann nicht bedeuten, einer Vorlage zu folgen, die vom Staat oder einem Parteiführer oder sonst einer Autorität herausgegeben wurde. Zusammenzuarbeiten aus Angst heraus oder wegen der Hoffnung auf einen Lohn ist keine Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit wird auf natürliche Weise entstehen und einfach, wenn wir lieben, was wir tun; und dann ist eine Zusammenarbeit ein Vergnügen. Aber um zu lieben, müssen wir zuerst Ehrgeiz, Neid und Gier ablegen. Ist das nicht so?

ElefantDie Dame gab es zu. Doch währenddessen litten die Tiere, sagte sie. Krishnamurti erwiderte, ein »währenddessen« gäbe es nicht, nur das Jetzt. Sie wolle doch ein Ende der Grausamkeit, und das nicht in der Zukunft, sondern jetzt. Wenn man an die Zukunft denke, verschwinde die Liebe im Abstrakten. Was sei überhaupt ihr eigenes Interesse dahinter? Warum sei sie derart aktiv?

Die Dame meinte, sie wolle bloß helfen; es könne aber sein, dass bei ihr mehr dahinterstecke. Ihr Gesprächspartner hakte nach: Wäre es nicht wichtig, das zu wissen? Schließlich räumte die Besucherin ein, sie sei durchaus ehrgeizig und legte nach: Sie wolle bekannt werden und Erfolg haben. Sei das nicht normal?

Krishnamurti, unerbittlich:

All das spricht, nicht wahr, dafür, dass Sie an Tieren überhaupt nicht interessiert sind außer als Mittel, um einen persönlichen Gewinn zu erzielen.

Frauen sind nicht so verstockt wie Männer. Die schöne Dame geriet ins Grübeln und fragte den Weisen, wie sie wirklich lieben könne. Ob er nicht einen Tipp für sie habe? Er hatte:

Lassen Sie die Vergangenheit auf sich beruhen. Seien sie sich bewusst, dass Sie ehrgeizig sind, dass Sie Macht, eine Position, Prestige wünschen und wichtig sein wollen. Rechtfertigen Sie es nicht, weder vor sich noch vor anderen. Seien sie einfach und direkt: So sind Sie. Dann könnte die Liebe ungefragt daherkommen, wenn Sie sie nicht suchen. Liebe ist der einzige Ausweg aus der Konfusion und dem Kummer des Menschen, nicht die effiziente Organisation, die dieser aufbaut.

 

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