TestpilotInnen (27): Vinney Todd Tolman
Heute feiert Vinney Tolman seinen 20. Todestag. Allen Ernstes. Er lag vielleicht schon 20 oder 30 Minuten tot in der Toilette eines Restaurants, als man ihn fand. Im Rettungswagen ließ ein junger Mediziner nicht locker und machte einen letzten Versuch mit dem Defibrillator, der zu einen einzigen Herzschlag führte. Dann kamen mehrere schwache Schläge, und drei Tage später verließ Vinney das Krankenhaus.
»Es ist ein Wunder, dass ich hier bin«, sagte Vincent (sein offizieller Vorname) der Journalistin eines Nahtod-Podcasts. Irgendwo in Wyoming geschah es, vor 20 Jahren. Vinney war 25, und übers Internet hatten er und ein Freund sich ein Ergänzungsmittel bestellt. Sie warfen es sich ein, doch es war eine 20fach erhöhte Dosis. Beide gingen in ein Restaurant; Vinney brach auf der Toilette zusammen, und etwas wie kalter Strom durchfuhr ihn. Dann sah er von oben hinein ins Restaurant. Dass er es war, der tot dalag, war ihm nicht klar. Man fand seinen Körper.
Ich konnte die Gedanken von allen hören. Es waren drei Ärzte. Der jüngste dachte dauernd: Wir müssen doch etwas machen können! Sie steckten meinen Körper in einen Plastiksack. Im Rettungswagen leuchtete ein Licht auf, in meiner Körpermitte, durchfuhr meine linke Seite, und eine Stimme sagte: »Dieser Junge ist noch nicht tot!« Der junge Arzt hörte es auch. Noch einmal dasselbe. Dann begann der junge Arzt an mir zu arbeiten, obwohl ihm die Kollegen Vorwürfe machten.
Dann: Licht und Liebe. Vinney sah all die guten Dinge, die er getan hatte mit ihren Folgen. Wärme kam von hinten. Da stand ein Mann mit weißen Haaren, weißem Bart und weißer Kleidung, doch seine Haut schien jung und glitzerte. Vincent fragte: »Bist du Gott? Oder Jesus?« Das Wesen verneinte und erwiderte: »Ich bin da, um dir zu helfen. Ich bin dein geistiger Führer.« Er nannte sich Drake und zeigte ihm, dass Ewigkeiten hinter ihm und vor ihm lagen; das Erdenleben sei nur ein kleiner Aufenthalt im Klassenzimmer sozusagen. Sie reisten danach zu den höheren Frequenzen. Gott habe einen Pfad für jeden, hörte er; das Wachstum der Seele sei das Ziel, hin zur Liebe.
Vincent erinnerte sich an zehn Regeln, zu denen etwa gehörte: authentisch sein; lernen, lernen, lernen; die Liebe sei das Ziel; schöpferisch sein; auf die innere Stimme hören; Vorurteile vermeiden; das Böse anerkennen, denn es gehöre zum freien Willen; und: alle sind wir eins. Wir seien die Finger an Gottes Hand: seine Mitarbeiter. — Dann flogen sie zu einem Planeten, der übernatürlich schön war. Es gab keine Sonne; alles leuchtete weiß von innen heraus, und es gab Hügel und Wälder und schneebedeckte Berge. Um den Planeten herum lag nebliger Dunst, durch den sich Orbs (Seelen) bewegten, und manche befreiten sich von ihrer negativen Energie und wurden sogleich aufgenommen. Vincent fühlte sich zu Hause angekommen und meinte:
Unser einziges Hindernis, dorthin zu kommen, liegt in uns selber. Schließlich umarmte mich Drake. Wir wurden eine Sekunde lang eins. Unser Innerstes vereinte sich. Er liebte mich so sehr. Nie hatte ich eine Liebe wie diese empfunden. Drake brachte die Liebe Gottes zu mir.
Damit wurde Vinney wieder in seinen Körper zurückgebracht. Nach den drei Tagen im Koma fühlte er sich »klaustrophobisch« und verließ auf eigene Gefahr das Krankenhaus. Wenige Wochen danach traf er ein Mädchen, das ihn seither begleitet. Und, wieder irgendwo in Wyoming, sah er bei einer Erinnerungsveranstaltung das Bild eines längst verstorbenen Gönners seiner Schule, Charles D. Cazier — und erstarrte: Es war Drake! So nannte ihn auch seine Großmutter, die ihn gut gekannt hatte, und zu sehen ist er auf Vincents Seite mit den Fotos, unten.