Radfahren in Beirut

Gut, dass ich den Newsletter von Deine Korrespondentin bekomme! So kam ich zum Artikel »Beirut ist schöner mit dem Fahrrad«, in dem Julia Neumann die Organisation The Chain Effect vorstellt. Dafür hat sie mit Elena Haddad gesprochen, die mit zwei Frauen und vier Männern in der Hauptstadt des Libanons den Bau von Radwegen erreichen will.

Im Libanon herrschte von 1976 bis 1990 Bürgerkrieg. Die Hauptstadt lag in Trümmern und wurde ab 1994 wieder aufgebaut. Vor eineinhalb Jahren gab es allerdings im Hafen ein fürchterliche Explosion, die 200 Menschen das Leben kostete und Schäden in Höhe von vielen Milliarden Dollar verursachte.

In der Stadt werden die Waren in Dollars ausgezeichnet, aber die Banken geben keine mehr heraus. Die einheimische Währung hat 90 Prozent ihres Werts verloren. Brot ist teuer. Die Straßen sind voll mit Autos, es gibt Schlaglöcher und fehlende Gullydeckel, die die Stadtverwaltung nicht ersetzen lässt: Sie ist pleite. »Haddad sagt, jeder Tag sei ein Kampf nur um Grundbedürfnisse wie den Zugang zu Essen, zu Geld, Elektrizität und Treibstoff«, schreibt die Autorin. Beiruts Einwohnerzahl kann man nur schätzen: Es sollen 2,3 Millionen sein.

Ein Bild vom Lebanon Travbeler: Was man in Beirut unternehmen kann

Ein Bild vom Lebanon Traveler: Was man in Beirut unternehmen kann

 

Ein öffentlicher Nahverkehr existiert nicht. Busse und Züge wurden vor 50 Jahren einfach gestrichen. Man muss Kleinbusse anheuern, um  ans Ziel zu gelangen. Einmal malten die Initiatoren von The Chain Effect, die seit 2014 aktiv sind (die Website sieht richtig gut aus!), an eine Mauer: »Mit dem Fahrrad wärst du längst angekommen!« Das wurde von vielen gelesen.

Es gibt anscheinend viele Sport- und Freizeitradler in Beirut, die auch hochfahren in die Berge. Die Treibstoffkrise ließ viele aufs Rad steigen, und es gibt Anfragen, wo man Räder kaufen könne und Blinklichter. Immerhin gibt es nun eine Absichtserklärung der Stadtverwaltung, Straßen absperren zu lassen, damit endlich offizielle Radwege entstehen können, die natürlich die Radfahrer selbst finanzieren sollen.

Elena Haddad ist zwar die Präsidentin des Vereins, aber der Gouverneur sprach immer nur den männlichen Vertreter an; so ist das im Orient.

RbezzzzirutSie selbst fährt so oft sie kann Fahrrad. Dadurch habe sie viele kleinere Straßen entdeckt, die sie mit dem Auto nie gesehen hätte. »Wenn ich für öffentlichen Nahverkehr oder Fahrradfahren kämpfe, dann kämpfe ich gegen eine politische Aufteilung an, die uns alle gespalten und unsere Verbindungen untereinander zerstört hat.« Damit meint Haddad die Teilung der 18 Stadtteile anhand konfessioneller Linien.

Rechts oben sehen wir die Schokoladenseite: ein Bild für den Tourismus. Grünflächen und Spielplätze werden von den Bewohnern gewünscht. Mehr Farbe soll in die Stadt. Und Radwege, natürlich … Es wird ein langer Weg sein, aber Rom, doppelt so groß wie Beirut und keineswegs arm, hat ja auch 50 Jahre gebraucht, um 35 Kilometer Radwege zu schaffen. Dann stagnierte es.

φϖοφ

Dazu noch lesen, ist gerade 1 Jahr her: Radfahren in Mumbai. Auch auf einen Artikel von Deine Korrspondentin hin!

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.