Flugverkehr (152): Gyger steigt hoch

Eine schöne Stelle in Orellis Walaceks Traum gefunden: wie der Stürmer Gyger hochsteigt und oben bleibt wie ein Vogel. Es wird sich um Rudolf Gyger (1920-1996) handeln, den es gegeben hat. Schwebende Sportler hatte ich im Jahr 2014 schon abgehandelt, das Schweben an sich auch, aber da war manipogo klein, und die Beiträge sind untergagangen.

Erst die Stelle bei Orelli. Ein Priester fragt:

— Sie, Herr Walacek, haben Sie die Ekstase kennengelernt?
PNJan2023— Die Ekstase? Ekstase nennt man es, wenn man in der Luft schwebt. Von solchen Leuten habe ich ganz tolle gekannt, zum Beispiel einen Engländer, Robinson, glaube ich. Unseren Gyger. Gyger spielte Seite an Seite mit dem Riesen Steffen, und das war eine hübsche Barriere, viel besser als die Maginot-Linie. Einmal habe ich Gyger etwas ausführen sehen, das ein Wunder war. Da war ein hoher Ball, der von weither kam, ein Pass in die Tiefe für den Mittelstürmer.

Gyger schnellte frühzeitig los und sprang hoch, um den Ball mit dem Kopf zu treffen. Und all die anderen blieben stehen, weil alle, wir Schweizer eingeschlossen, der Meinung waren, Gyger habe sich im ›timing‹ vertan, sei viel viel zu früh gestartet. Indessen stieg Gyger immer höher, zog dann in sich seine germanischen, nicht deutschen Muskeln zusammen und blieb dann einen ewigen Augenblick lang in der Luft hängen, und ich fürchtete, die Augen müssten ihm aus den Höhlen quellen, bis er endlich mit seinem gebräunten Schädel den Ball traf, präzise und trocken. Er wirkte wie ein bronzener Grieche, der an einem unsichtbaren Faden hing. Wer kennt noch Gyger? 

3b07513rIm 18. Flugverkehr habe ich schwebende Sportler und Tänzer erwähnt, Ende Januar 2014. Das solltet ihr unbedingt noch einmal nachlesen.

Und großartig ist, finde ich, der 6. Flugverkehr vom 8. Februar 2013. Mir schoss nämlich kürzlich erst der Gedanke durch den Kopf: Wer war das, der behauptet hatte, unsere natürliche Bewegung sei das Schweben? Zum Glück dient manipogo auch als Archiv: Der US-Physiker John Archibald Wheeler war es (das hätte ich nicht anders herausfinden können), und auch dieser Artikel lohnt das Lesen. Danke.

 

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