Dreidimensionale Wörter

Unsere Sprache orientiert sich an den drei Dimensionen und an der Zeit. Sie verführt uns manchmal zu Kästchen-Denken, und manches lässt sich überhaupt nicht ausdrücken oder nur mit Metaphern. Schon bei seelischen Phänomenen tun wir uns schwer — aber denken wir einmal an die Geistige Welt und die Quantenphysik!

Raymond Moody hat einmal einen Gesprächspartner zitiert, der in der Anderen Welt war:

IMG_1264Jetzt tritt hier für mich ein echtes Problem auf, wenn ich versuche, Ihnen das zu erläutern, denn alle Wörter, die ich kenne, sind dreidimensional. Als ich das durchmachte, dachte ich immer an die Geometrie, wo sie dir immer erzählen, dass es nur drei Dimensionen gibt, und ich habe das akzeptiert. Doch sie haben sich geirrt. Es gibt mehr! Und natürlich ist unsere Welt — die, in der wir leben — dreideimensional, doch die nächste Welt ist es definitiv nicht. Und das ist es, was es für mich so schwer macht, Ihnen das zu erklären. Ich muss es Ihnen in Wörtern ausdrücken, die dreidimensional sind. Näher können wir nicht herankommen, aber richtig zutreffend ist es nicht. Ich kann Ihnen einfach kein wirklich komplettes Bild geben.

Wenn es dort viel mehr Dimensionen gibt, dann ist unsere Welt mit deren drei nur eine Untergruppe jener multidimensionalen Welten. Und unsere Welt mit dem, was wir sehen, ist nur ein Sonderfall der Quantenwelt, muss man sagen. So seltsam es klingt: Seit fast 100 Jahren, als Bohr, de Broglie, Einstein, Born und Heisenberg die Quantenphysik vervollkommneten, gilt die klassische Physik als ein Spezialfall der Quantenphysik — denn die klassische Physik weist Widersprüche auf, während die Quantenphysik sich in allen Details bewährt. Die Welt der kleinsten Teilchen, so verrückt sie sein mag, ist also die übergeordnete Welt. In ihr kann man nicht mehr von objektiven, unabhängigen Fakten sprechen, denn der Beobachter ist immer involviert. Es regiert die Wahrscheinlichkeit, und Licht kann als Teilchen und als Welle zugleich auftreten.

Niels_BohrNiels Bohr (1885-1962; links vor 100 Jahren, 1922) hat immer auf unsere beschränkte Sprache hingewiesen. Er führte das Komplementaritätsprinzip ein, nach dem sich Welle- und Teilchen-Erscheinung ergänzen (komplementär sind), weil wir nicht ausdrücken können, dass sie beides zugleich sind, je nachdem, wie man hinschaut. Das Elektron in der Nebelkammer ist nach der Kopenhagener Theorie nicht »geisterhaft« oder weggezaubert, man weiß nur nicht, wo es ist: Es könnte überall sein, und erst unsere Messung macht es manifest.

Carl Friedrich von Weizsäcker schrieb in Aufbau der Physik:

Die Sprache ist nötig, denn es gibt keine Wissenschaft, wenn wir nicht sagen können, was wir wissen. Auf Einsteins Satz »Gott würfelt nicht« antwortete Bohr: »Es kommt nicht darauf an, ob Gott würfelt oder nicht, sondern ob wir wissen, was wir meinen, wenn wir sagen, Gott würfele oder er würfele nicht.« Deshalb erläuterte Bohr die Unvermeidlichkeit komplementärer Begriffe gern durch die Begrenzheit unserer Ausdrucksmittel. »Wir hängen in der Sprache«, pflegte er in Gesprächen mit Aage Petersen zu sagen. … In der sprachlichen Erläuterung der Komplementarität wies er nur darauf hin, dass wir beim Beschreiben von Phänomenen »stets darauf angewiesen sind, uns durch ein Wortgemälde auszudrücken«. Wenn wir kein Wort haben, das ein Phänomen eindeutig beschreibt, müssen wir mehrere ungefähre Worte gebrauchen, deren Anwendungsbereiche sich gegenseitig begrenzen.

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.