Lichtscheu

Zum Pfingstmontag müssen wir doch das Evangelium des Tages über uns ergehen lassen (wer mehr will …), weil auch alte Texte neu interpretiert werden können. Dann fangen sie wieder zu sprechen an und sagen uns etwas. Don Camillo hält sich in Camerino auf, wohin er über Pisa und Siena gelangte. 

Das ist aus dem Evangelium des Johannes:

DSCN4986In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe. Gott hat Seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern dass Er die Welt rette. Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; er aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes glaubt. Das aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt kam, und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht; ihre Werke waren nämlich böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und geht nicht ans Licht, damit seine Werke nicht verraten werden. Wer aber die Wahrheit übt, der geht ans Licht, damit seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan.«

Johannes ist übrigens der einzige Evangelist, der Jesus zu Gottes Sohn stilisiert. Wer an ihn glaubt, bekommt also das ewige Leben. In Wahrheit leben alle Seelen (oder Geister) weiter, und es gab Fälle, dass ein Atheist nach dem Tod erwachte und weiterlebte (und in der Folge gläubig wurde). Die weiteren Sätze sind interessant. Sie bestätigen Swedenborg, der ebenfalls nicht an ein Gericht glaubte. Er sagte, dass jeder den ihm zukommenden Platz einnehme.

050Wer immer dunkle Gedanken hatte, scheut das Licht und geht automatisch dorthin, wo es dunkel ist und wo ähnlich denkende Wesen sich aufhalten; wollte er versuchen, in höhere Zonen zu gelangen, er würde ohnmächtig werden, weil er es nicht ertrüge. Im Jenseits finden sich die Guten zusammen, auch das ist natürlich. Das Licht ist gewissermaßen das Gericht. Es sondert die lichtscheuen Gesellen von den Sonnenanbetern. Das Jüngste Gericht brauchen wir nicht; wer böse handelt, ist schon gerichtet, und wer sich bemüht und dem Guten folgt, ist bereits erlöst.

Swedenborg geht aber noch weiter: Das Licht entspricht der Wahrheit und schafft Ordnung und Klarheit, doch schöner noch sei die Wärme des Lichts, denn sie stehe für die Liebe. Gute Werke allein sind nichts wert, wenn sie nicht von einem Gefühl der Liebe getragen sind; die Motive sind zu berücksichtigen. Unser Denken, unser Bewusstsein, das wir selbst erschaffen, erschafft auch unsere Zukunft. Jeden Tag, jede Minute arbeiten wir daran, ohne es zu wissen.

 

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