Tolles Tool

Luisa hatte vor ein paar Wochen Diana Durham zu Passion Harvest eingeladen, eine englische Dichterin, die ihren Vortrag unter dem Titel »Wir leben in einem Labyrinth« anbot. Sie schärfte uns ein, wir seien nicht unser Bewusstsein (unser Gehirn sowieso nicht); wir sollten es klug als Instrument (tool) benutzen.

Das Labyrinth sei ein Symbol der Transformation, belehrte uns Diana Durham. Indem man eine Spirale durchlaufe, gelange man von einem Zustand in einen anderen. Und wir erlebten die ganze Zeit Transformationen. Sie sagte:

»Wir arbeiten mit dem Labyrinth, um zu begreifen, dass wir nicht der Inhalt unseres Bewusstseins sind. Wir benutzen das Bewusstsein als Werkzeug. Wir bewegen uns von der inneren Spirale zu einer äußeren und wachsen dadurch.«

Man fühlt sich im Labyrinth verloren und kann sich in ihm verlieren, sodass man meint, das sei die einzige Außenwelt: Das Labyrinth sind wir. Da heißt es dann, Panik zu vermeiden und scharf nachzudenken. Jede Lage ist nur temporär. Unser Bewusstsein führt uns hinaus. Durham:

»Es ist ein magisches Werkzeug. Benutze es gut, andernfalls wird es dich benutzen.«

Wir sind nicht unser Bewusstsein und unser Gehirn schon gleich gar nicht. Wer ist dann der oder die, die das Bewusstsein als Instrument einsetzt? Laut Durham sind wir mit unsichtbaren Kräften verbunden; unsere Freude sei diese Verbindung zur Quelle (Gott) und die Ausdehnung, die für uns daraus resultiert. Ja, wir expandieren, verwirklichen uns und sind andauernd kreativ.

Das Labyrinth macht angst, gibt aber auch Hoffnung: Es gibt einen Weg hinein in die Mitte, doch auch einen wieder hinaus — anders als beim Irrgarten (auf Englisch maze), in dem man sich rettungslos verlaufen kann. Die alte mythologische Geschichte kennen wir: Im Labyrinth von Knossos sitzt das Monster Minotaurus, und Theseus dringt zu ihm vor und tötet es. Zur Rückkehr verhilft ihm der Faden, den ihm Ariadne in die Hand gegeben hat. Theseus erfüllte die Aufgabe und war wohl ein neuer Mensch; aber manchmal fühlt man sich schon neu, wenn man einer Gefahr entronnen ist.

Diana Durham erinnerte uns an die Pole, zwischen denen wir uns bewegen. Etwa zwischen Intellekt (linke Gehirnhälfte) und Intuition (die rechte), zwischen Fakt und Fiktion. Bei jeder Entscheidung springen wir hin und her und finden einen Weg, der durchaus labyrinthartig sein kann; und manchmal wird eine Überzeugung durch ein Faktum korrigiert.

Und die Poetin, deren neuer Gedichtband auch »Labyrinth« heißt, schilderte noch, wie wichtig das Element Feuer sei, das auch für Transformation steht. Etwas (ein Werk, ein Entschluss) erhält langsam Form, muss aber dann verwirklicht werden und nicht nur halbherzig.

»Wenn du selbst zum Feuer wirst, kannst du es vollenden. Wir sind verbunden mit dem Feuer und leben in einem Wunderland, das unsere Welt ist.«

Feuer, das ist Leidenschaft und damit ausschließliches Tun. Erst haben wir die Epiphanie — den geistreichen Einfall durch das Element Luft —, danach Ausarbeitung und Formgebung durch das Wasser, das immer für die Emotion steht, und die Vollendung durch Feuer. Die Verbindung mit dem Feuer hilft, auch widrige Umstände zu verändern. Das Gefühl wird immer unsere Handlungen begleiten, aber trotzdem können wir unser Werkzeug bedachtsam verwenden. Das Herz ist dabei die Leitfigur. Das ist nun alles nicht besonders originell, aber man liest und hört es immer wieder gern.

 

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