Kreisbewegung

Wie vor fünf Jahren bin ich diesmal wieder nach Lugano zurückgekehrt, wo meine Reise vor einem Monat begonnen hatte. Und ich stieg zum Schluss wieder in dem Campingplatz ab, auf dem ich meine erste Nacht verbracht hatte. Das hilft beim Rückblick: Was hast du erlebt, was hast du gesehen?

Ich habe mich mit vielen netten Menschen unterhalten, an die ich noch denke: Patti vom Ostello in Cremona, das Innsbrucker Paar in Siena, Mirco in Borgo Val di Taro …

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Gesehen habe ich leider hunderttausend Fahrzeuge, schnelle Limousinen und 40-Tonner, die mich andauernd überholten, und manchmal war es knapp. Der Verkehr um die größeren Städte herum ist infernalisch. Nein, Freude macht das nicht. Regen gab’s auch. In Cremona nahm ich im Dauerregen am 100-Meilen-Rennen teil und drehte meine Runden, bekleidet mit dem Corona-Ganzkörper-Overall. Nicht elegant, aber zweckmäßig.

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Wenn es nervt, kann man das Rad im Zug mitnehmen. Das kostet in Italien nicht viel. Es gibt neuerdings sogar Aufzüge in den Bahnhöfen. Leider haben die Italiener sich nicht die Schweizer Aufzüge angesehen, die etwa drei Meter lang sind und gut ein Fahrrad fassen. Italienische Aufzüge sind eher quadratisch, da muss man sich hineinquetschen. Manchmal muss man den Knopf immer gedrückt halten, sonst bewegt sich der Aufzug nicht.

Am Bahnsteig angekommen, stellt man sich am besten in der Mitte auf, denn entweder ist das Fahrradabteil ganz vorne oder ganz hinten (das war schon vor 25 Jahren so). Wenn der Zug eintrifft und vorn kein Fahrradabteil hat, rennt man nach hinten; oder umgekehrt. Und wenn es ein alter Zug ist, muss man alle Gepäckstücke abschnallen und hineinwerfen und danach das Fahrrad zwei Meter hochwuchten. Das Zugpersonal aber ist immer nett. Niemand schimpft, wenn das Fahrrad mal im Durchgang zwischen zwei Abteilen steht.

Der rote Baron im Regen auf dem Monte Tuscolo bei Rom

Der rote Baron im Regen auf dem Monte Tuscolo bei Rom

Alle Rennradfahrer grüßen einen, und ganz normale Männer winken oder hupen und drücken ihre Hochachtung aus. Manche bemerken, man habe zuviel Gepäck dabei, doch braucht man alles. Dennoch will ich für künftige Touren am Gewicht sparen. Der Kulturbeutel wird abgespeckt; und eine Jeans, 5 Unterhosen, 4 T-Shirts und 2 Fahrradtrikots müssen reichen. Zuviel Kleinkram verwirrt einem zudem die Gedanken.

Ich schlief oft im Zelt. Dann fällt es schwer, um acht Uhr aufzustehen, das Zelt ein- und die Sachen aufzupacken. Man trinkt einen Capuccino, und wenn die Straße vor einem liegt, ist wieder alles in Ordnung. Kein Gedanke an das, was du verlässt; was schön war, nimmst du ohnehin mit.

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Einmal, in Lodi, durfte ich mein geliebtes Leorad sogar ins Hotelzimmer mitnehmen!

Jedenfalls war’s ein Abenteuer, das gut ausging. Armando Basile genießt immer noch meine Verehrung. Neun Monate oder ein ganzes Jahr unterwegs sein, das ist eine andere Hausnummer.

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