Allein auf dem Planeten Warstein

Fluchend folgte ich der zweispurigen riesigen Schnellstraße, die sie wie einen Deckel auf einen Hügel geklebt (oder wie eine Decke darauf gelegt) hatten. Am Campingplatz von Meschede war ich anscheinend vorbeigefahren, doch in Warstein, Heimat der gleichnamigen Brauerei, war ein neues Schild: Campingplatz. Also hinaus auf die Pampa.
In einer Hütte am Eingang wurde man auf einem Zettel herzlich willkommen geheißen. Man möge sich ruhig niederlassen und am nächsten Morgen beim Platzwart bezahlen. Die Wiese war riesig groß und leer. Es gab ein Häuschen mit Duschen, Toiletten und warmem Wasser. Ich baute mein Zelt auf und duschte.

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Die Sonne schob sich durch die Wolken und erwärmte mich tüchtig; dann wieder fiel schräg Regen nieder, als kurze Episode bloß. Auf einer Bank konnte ich meine paar Einkäufe legen und später zu einem Bier verspeisen. Ich hatte eine Büchse Krombacher und ein Paulaner bei mir, kein Warsteiner. Zwei Männer mit Hunden kamen vorbei, das war alles. Ich war allein auf dem Planeten Warstein.

Ob das nicht langweilig sei? fragte jemand. Langeweile passt hier als Begriff nicht, auch nicht Einsamkeit. Statt einen Mangel zu empfinden, kannst du genausogut bei dir sein, aber das ist in dir drin, das lernst du schwer. Es kann auch ein erhebendes Gefühl sein, als Einziger den Planeten Warstein zu bewohnen.

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In der Nacht war es kalt. Viele Sterne standen am Himmel. Um vier Uhr morgens zogen Wolken auf, und um sechs Uhr gab es einen kräftigen Regenguss. Um acht wärmte erneute Sonne das Zelt und trocknete es. Um neun kam eine Frau mit Hund vorbei und fragte mich, ob ich nicht wisse, dass das Zelten hier verboten sei … auf dieser völlig leeren Wiese am Ende der Welt.

Ein Platzwart verirrte sich nicht dorthin. Ich stand auf und fuhr ab, ohne zu zahlen. Warsteiner kriegt hier ja etwas Publicity, auch wenn ich deren Bier nur trinken würde, wenn’s kein anderes gäbe oder nur Heineken.

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