Warum was geschieht
Wie hängt alles zusammen? Ist alles Vorsehung oder alles Zufall? War es Zufall, dass die beiden einzigen Tage meiner elftägigen Radtour, an denen ich etwas konfus herumfuhr, mit besonders netten Begegnungen endete? Oder wurde ich dorthingeführt? Oder sollten wir überhaupt nicht darüber nachdenken?
Schopenhauer meinte ja, alles geschehe mit eiserner Notwendigkeit. Die Nahtod-Leute erfuhren, dass alles gut war, wie es war. Das Wort Gott kommt von gut. Am Ende des Tages hatte sich alles gefügt, hatte alles seinen Sinn gehabt; die Irrwege waren keine Irrwege gewesen. So kann man sich allmählich eine positive Sichtweise angewöhnen. Ich mache nur langsam Fortschritte darin. Alles, was man verbummelt, bringt einen weiter, wenn man Lehren daraus zu ziehen weiß. Und auf so einer Radtour macht man immer Fehler.
So könnte man es sehen. Aber wir müssen tiefer gehen. Ich denke mir: Der freie Wille ist uns garantiert, er ist ein heiliges Prinzip. Es gibt ja auch Engel, die darauf hinwirken, dass Schlimmes vermieden wird. Doch wenn ein Irrer mit seinem freien Willen beschließt, eine Bombe zu legen oder mit seinem Auto irrsinnig zu überholen, dann geschieht ein Unglück. Engel können es nicht verhindern. Dann sterben Menschen jäh und vor ihrer Zeit. Ich denke, das geschieht durch uns Menschen. Es kann nicht Gottes Wille sein.
Für die Verstorbenen wird im Jenseits gesorgt, und die Hinterbliebenen müssen mit ihrer Trauer und dem Fehlen dieses Menschen zurechtkommen. Die Trauer wird geringer, die Lücke schließt sich, und mit dem guten Willen der Beteiligten wird aus dem Schlimmen irgendwann etwas Gutes. So tragen wir dazu bei, dass wir eines Tages sagen können: Alles war gut, auch das Üble; es führte zu neuen Ufern.
In groben Zügen liegt unser Leben fest. Doch Details lassen sich verändern. Es kann nihct sein, dass alles vorherbestimmt ist, denn dann wären wir hilflose Automaten.
Dennoch werfen manche Geschehnisse ihren Schatten: nach hinten, in die Vergangenheit, die unsere Gegenwart ist. Ich weiß noch, wie ich einmal vor einer kleinen Ausfahrt traurig war und sogar in Tränen ausbrach. Ich fuhr trotzdem, und es gab einen Unfall. Ein US-Parapsychologe träumte von einem Autounfall, den er erleiden würde; er war aufmerksam, und es passierte dann anders und war harmlos. Ein Lokomotovführer träumte auch von einem Unglück — und konnte es vermeiden.
Es gibt also Geschehnisse, die uns vorgezeichnet sind. Es hat sogar Menschen gegeben, die dachten jahrelang an einen bösen Traum, der sich dann doch bewahrheitete, nach langer Zeit. Man sagt sogar, der Zeitpunkt unseres Todes sei in der Akasha-Chronik festgeschrieben. Also doch alles vorherbestimmt?
Die Schnellstraße unseres Lebens führt uns zu den vorgesehenen Ergebnissen und Erlebnissen. Wir wissen nicht, was alles unterhalb des Geflechts der Realität wirkt. Doch auf der kleinen Straße, an den Kurven und Biegungen, haben wir unseren Einfluss. Wir können immer bewusst sein und unser Leben steuern wollen, dann wird uns der richtige Weg geschenkt. In jedem Moment steckt Freiheit; das blinde Drauflosrennen führt ins Verderben.
Nehmen wir also hin, dass uns einiges vorherbestimmt ist, doch glauben wir auch daran, dass wir den Kurs unseres Fahrzeugs verändern können. Und machmal wird man einfach überrascht und beschenkt, und es mag auch eine Art Entschädigung sein. Doch Wunder gibt es; wir dürfen sie nicht erwarten, aber wir könnnen imm Hoffnung haben. Sie wird nicht enttäuscht.