Alles gleichzeitig (2)
Die Zeit gibt es nicht, sie ist eine menschliche Erfindung, weil wir langsame Wesen sind, die alles hintereinander fügen müssen und denn auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft streng auseinanderhalten. Das wird von anderer Seite bestritten, und wir hören uns die Gründe dafür an. Vor 4 Jahren hatte ich mich schon an das Thema herangetastet; nun gehen wir noch näher ran.
Edgar Cayce (1875-1945) gab 6000 Personen »Lesungen«, und 2500 von ihnen hatten Erinnerungen an frühere Inkarnationen. Jedoch meinte Cayce, wie es in seiner Biografie heißt, eine Inkarnation reihe sich nicht an die nächste wie zwei Perlen an einer Schnur. Kein Leben sei je zu Ende, erklärte er: »Wir leben alle unsere Leben zur selben Zeit, wobei manche Leben im Vordergrund stehen.« Die hauptsächlichen Werte und die Dynamik der Leben werden mitgenommen und erscheinen in Unterpersönlichkeiten, die auf der Bühne des Bewusstseins auftauchen oder abtreten. (Rechts: der Autor auf der Bühne. Das war 1978 an der Münchner Uni: als alter Mann in »The Seven Ages of Man«.) Alles, was wir tun, hat Konsequenzen für dieses Leben (ohnehin), aber auch für alle anderen Leben, die wir leben oder gelebt haben.
Seth, den Jane Roberts channelte, ging von der Ansicht aus, dass die Zeit nicht existiert und nur von uns Menschen als Hilfsmittel eingesetzt wird. Zitieren wir genau aus dem Buch What to Believe? von Anne Skjønsberg, das mir als Quelle dient:
Es ist nicht so, dass ein Lebenslauf (life track) vor einem anderen entsteht; alle individuellen Lebensläufe existieren simultan. … Wenn also ein physischer Mensch das Leben als eine Linie sieht, die von Geburt bis zum Tod verläuft, so sind die anderen Existenzen innerhalb ihres Raumzeit-Verständnisses genauso real. Ein anderes Jahrhundert existiert genauso wie dieses unseres. Alle Lebensläufe, die aus einem Wesen entspringen, beeinflussen sich gegenseitig. … Die individuellen Verläufe sind wie Lebensrollen in einem Stück, in dem jeder Schauspieler eine gewisse Aufgabe zu erfüllen hat, doch ist ihm kein Text vorgegeben, er ist total frei in seiner Ausgestaltung. (Links ein Bühnenbild. Aargau, 2017)
Schon der Mystiker Meister Eckhard sagte um das Jahr 1300, alles im niversum existiere zur selben Zeit, es gebe keinen Anfang und kein Ende. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existieren nicht, nur ein ewiges JETZT.
Das norwegische Medium Ambres äußerte sich auch detailliert zu Reinkarnation. Für ihn ist der göttliche Funke etwas wie der Geist im Menschen, den er (wie Al-Ghazzali) den Reiter nennt. Er pflanzt sich in weiteren Inkarnationen fort. Die Erfahrungen aus bisherigen Inkarnationen sind im Zellgedächtnis und als Schatten in der Aura des Körpers eingelagert. Auch Ambres betont, dass wir nicht nur hier und jetzt leben, sondern gleichzeitig alle Existenzen erfahren bis zu den frühen als Mineralien und Pflanzen, die alle ein gewisses Bewusstsein besitzen.
Ambres‘ Landsmann Rune Amundsen meint, dass wir eine »Datenbasis« in uns haben, die aus Erfahrungen anderer Inkarnationen besteht. Auch er ist der Ansicht, dass alles (alle Inkarnationen) jetzt und hier existiert, ohne Vergangenheit oder Zukunft. Wir Menschen allerdings können nur die Gegenwart erfahren.
Elisabeth Haich (1897-1994) erzählte in ihrem Buch Einweihung (1954), wie sie gleichzeitig in Deutschland während dem Zweiten Weltkrieg und in Ägypten in der vorchristlichen Ära lebte. Auch sie ist überzeugt, dass wir zur selben Zeit mehrere Leben erfahren. Gleichzeitig und in der Gegenwart erleben wir Ursache und Wirkung.
Das alles ist schwer zu schlucken. Das Nacheinander und Hintereinander ist uns so vertraut, weil wir so gebaut sind. Menschen sind zuweilen durch »Zeitfalten« plötzlich in anderen Epochen gelandet, und das zeigt uns, dass diese immer noch aktiv sind. Gewöhnen wir uns an diesen scheinbar verrückten Gedanken!