Kaum Frauen im Job

Die Künstliche Intelligenz (KI) zeigt, wenn sie Menschen in ihrem Beruf abbilden soll, zu 80 Prozent weiße Männer. Nur jedes fünfte Bild hat eine Frau als Hauptdarstellerin — vermutlich die Krankenschwester, die Altenpflegerin, die Buchhändlerin. Dies ergab sich bei einer Untersuchung der US-Agentur ACE, und Sarah Tekath hat darüber den Artikel Die Kraft von Bildern geschrieben.

a42506b8-2c4e-473e-88c4-2f6010802943Sarah Tekath arbeitet als Journalistin in den Niederlanden und behandelte für Deine Korrespondentin das »KI-Tool« (Werkzeug Künstliche Intelligenz) Miss Journey, das ausschließlich Bilder von Frauen in Berufen erzeugt: die Chirurgin, die Präsidentin, die Pilotin. Dahinter steckt die Vereinigung TEDxAmsterdamWomen, die für eine stärkere Präsenz der Frau in der Gesellschaft eintritt. Rechts das Bild der Aktion, von deren Homepage. Man kann auf einen roten Button klicken, der verheißt: Create Your Missjourney. Wie das geht, weiß ich nicht, außerdem bin ich keine Frau. Probiert es einmal aus!

Helen Pink, eine der Gründerinnen, wird mit den Worten zitiert:

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Männer dominieren und sichtbarer sind als Frauen. Die Künstliche Intelligenz, die wir erschaffen haben, lernt davon und verstärkt das Problem noch. Für den Rassismus und den Sexismus in unserer Gesellschaft wirkt sie wie ein Vergrößerungsglas.

Die Künstliche Intelligenz wurde vorwiegend von weißen männlichen Software-Experten erdacht, die natürlich sich selbst zum Vorbild nahmen.

Es ist bekannt, dass im Fernsehen auf zwei Männer (als Protagonisten, Moderatoren oder in Filmen) eine Frau kommt. Warum? Weil in den Chefetagen der Sender meist Männer sitzen und weil meist Männer die Drehbücher schreiben. Auf anderen Feldern ist die Unterrepräsentation von Frauen nicht zu übersehen. Oft lassen Immobilienfirmen oder Banken ihre Teams ablichten, und man sieht sieben Männer in Anzügen und mittendrin ein dezent farblich gekleidetes Wesen: eine Frau, die hier als Alibi-Frau dient (ein sehr gelungener Begriff!).

DSCN3545A propos sieben zu eins: Das war ein willkürliches Beispiel von mir — und zufälligerweise ist das genau das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Heiligen in der katholischen Kirche. Ich habe einfach das erste Halbjahr ausgezählt (fast jeder Tag ist einem Heiligen gewidmet) und kam auf 87 Männer und 13 Frauen. Das wundert uns aber nicht.

Es gibt deutlichen Handlungsbedarf, aber das einzige, was die Zivilgesellschaft schafft, ist, Verkehrsteilnehmer zu Verkehrsteilnehmenden, Radfahrer zu Radfahrenden und Arbeitnehmer zu Arbeitnehmenden zu machen. Sprachkosmetik kostet nichts. Sonst darf alles wie gehabt weiterlaufen. Immerhin übertrug das Fernsehen die Fußball-Weltmeisterschaft für Frauen.

Politiker sind meistens Männer, und Männer fechten Kriege aus, schlachten sich gegenseitig ab. Wer überlebt hat, wird von Frauen gesundgepflegt, die sich auch um Kinder und Alte kümmern, weil junge Männer lieber im Anzug vor einem Monitor sitzen oder in einem Mercedes. Aber ein Bewusstsein ist vorhanden, nur fehlt noch der Wille, zu handeln.

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.