Mono-

Mono ist griechisch, glaube ich, und bedeutet eins. Wir glauben an den einen Gott (wenn wir glauben). Stephan A. Hoeller, trotz seines Namens Bischof, und zwar der Ecclesia gnostic, stellte in einem Vortrag diesen Monotheismus in Frage, und das muss man weiterdenken. 

20230922_181105Bischof Hoeller zitierte den englischen Romancier Lawrence Durrell, der irgendwo in seinen Werken meinte, der Monotheismus (der Glaube an den einen Gott) habe womöglich zur Männerherrschaft, zur Monogamie, zum Materialismus und zur Herrschaft des Mammons geführt. (Rechts: Monolith, übersetzt ein-Stein, Santorini Nordküste.)

Im ersten Satz des Alten Testaments heißt es bekanntlich auf Hebräisch: Bereshit bara Elohim … Im Anfang erschuf Gott … Doch, wie man weiß, ist Elohim nicht nur männlich. Das Wort ist männlich und weiblich zugleich und steht sogar im Plural. Die Götter also erschufen Himmel und Erde. Das Christentum erfand den eifersüchtigen Gott des Alten Testaments, der nach dem Ebenbild des damaligen Menschen erschien, und zertrümmerte den Vielgötterglauben der »Heiden«.

Die alten Griechen glaubten an viele Göttinnen und Götter, und Zeus war nur der Ersate unter ihnen. Diese Göttinnen und Götter könnten wir verkörpern, das würde zu uns passen, da unsere Psyche ohnehin zersplittert sei (sage ich). Wir müssen ein echtes Zusammensein entwickeln, müssen in uns und mit anderen eins werden, dann erst passiert etwas.

Montheismus, Monarchie, Monolog … Judentum, Christzentum und der Islam haben den Glauben an den Einen Gott propagiert.

Der Mensch gebärdet sich wie der alttestamentarische Gott, will Unterwerfung und die ganze Macht. Diese Totalität verbreitet er: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Der machtgierige Mensch zertritt alles, was nicht das Eine verehrt. Erst musste man den König verehren, und im 20. Jahrhundert wurde es schlimm: In Deutschland gab es die Partei und den Führer, in Russland musste man den Bolschewismus und die Welrevolution vertreten, sonst drohte das Lager, im China der Kulturrevolution war man schnell, schon auf ein Gerücht hin, als Rechter abgestempelt und zum Abschuss freigegeben, und von 2020 bisa 2023 musste man glauben, dass Corona die Welt bedroht und nur die Impfung uns rettet.

Immer gab es nur das Eine, das uns aufgezwungen wurde. Bei Gott ist es anders, er (oder die Energie der Quelle) durchdringt alles und ist in allem, aber diese Energie ist da und bedroht uns nicht. Nur der Mensch schwingt sich zu Gott auf und schlägt alles weg, was nicht dem allein seligmachenden Glauben anhängt. Es ist vielleicht ganz anders. Wir sollten mit vielen Göttern beginnen, die unsere chaotische Seelenwelt verkörpern. Gott (diese Energie) ist fern, hinter vielen Schleiern, aber wenn es uns gelingt, uns selbst heil und ganz und eins zu machen, dann holen wir damit die göttliche Energie zurück und erschaffen das irdische Paradies. Die Menschen und ihre Götter sind schicksalhaft einander verknüpft.

Seth sagte einmal:

Es gibt Einen Gott, aber in diesem Gott sind viele. Es gibt ein Selbst, aber in jenem Selbst sind viele. Und das Selbst hat andere Körper in anderen Zeiten. Alle »Zeiten« existieren zur selben Zeit. 

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