Atlantis

Santorini besitzt das Museum »Lost Atlantis«, weil die Insel vor Urzeiten womöglich einmal Atlantis war, die sagenhafte Hochkultur, von der der griechische Philosoph Plato sprach. Die Beweislage dafür ist reichlich dünn, aber für den Tourismus reicht es offenbar.

Plato lebte im 5. Jahrhundert vor Christus und erzählt von Atlantis, was er durch Gerüchte und mündlich überlieferte Erzählungen erfuhr. Wann Atlantis, sollte es existiert haben, unterging, weiß kein Mensch. Plato schrieb von einem Reich, das größer als Libyen und ganz Asien (so viel man damals von dem Kontinent kannte) gewesen sei und als Seemacht sogar Athen besiegt habe. Der Philosoph wollte mit dem Beispiel Atlantis wohl seine Staatsidee untermauern, die er aber nie erlebte. Sie klang nach Kommunismus: kein Privatbesitz; eine Regierung aus ein paar Weisen; Erziehung der Kinder nicht in den Familien, sondern in Heimen.

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Ausserhalb von Oia ein Hinweis auf Atlantis

Im Museum sehen wir Platos Vorstellung und daneben die Insel Santorini (im Bild unten). Immerhin werden die vier anderen möglichen Orte des sagenhaften Atlantis aufgezählt: Gibraltar; das Schwarze Meer; das Bermuda-Dreieck; die Antarktis. Es gibt ja noch andere angeblich untergegangene Städte: Vineta und Thule. Letzteres soll in der Nähe von Tibet gelegen haben, und Guido von List siedelte dort eine Herrenrasse an, die mit dem Staat unterging, und beeinflusste Hitler damit.

20230924_134846In dem Roman »20000 Meilen unter dem Meer« von Jules Verne stösst Kapitän Nemo mit der »Nautilus« auf die Ruinen von Atlantis auf dem Meeresgrund. — Plato orientierte sich bei seiner Atlantis-Vorstellung vielleicht an der Minoischen Kultur mit der Hauptstadt Knossos auf Kreta, die aus unbekannten Gründen unterging und verfiel. Sie hatte schon 1500 Jahre vor Plato eine Blüte erreicht. Morgen werde wir etwas über die Stadt Akrotiri auf Santorini erfahren, die um 1700 vor Christus bei einem Vulkanausbruch verschüttet wurde und ebenfalls, auch beeinflusst durch die Kreter, ein hervorragendes Staatswesen war. So wie unten stellen sich die Museumsmacher das alte Atlantis vor.

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Wir werden nie erfahren, was mit Atlantis geschah. Doch wir wissen aus der Geschichte, dass ein stetiger Fortschritt hin zu Frieden, Freiheit und Wohlstand Illusion ist. Zivilisationen gehen unter oder werden vom räuberischen Mitmenschen zertrümmert, und die Errungenschaften, die damit zugrunde gingen, müssen oft mühsam neu erfunden werden. Die Akrotirer in ihrer Siedlung 4000 Jahre vor uns hatten schon eine Kläranlage, die in Frankreich,  Deutschland und England noch im 17. Jahrhundert unbekannt war. Viele Jahrhunderte lebte der kluge Westen im Dreck.

Und denken wir an die schätzungsweise 100 Millionen Menschen, die im 20. Jahrhundert ermordet wurden, die Kriegstreibern und Ideologen zum Opfer fielen. Man hatte immer Grund, sich ein Paradies zu erträumen. Diese Utopie stirbt nie aus, zum Glück.

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