Uganda: eine Bilanz

14 Tage in Uganda gewesen, 14 Artikel geschrieben, das ist doch was! Ich glaube nicht, dass ihr euch gelangweilt habt. Heute ein paar Gedanken zu Afrika, zur Entwicklungspolitik, mit noch ein paar Fotos (die schönen Landschaftsfotos ein andermal, das kam bislang zu kurz).

Es ist ein großartiges Land. Fassen wir zusammen: Uganda ist so groß wie Deutschland, aber mit weniger Bewohnern (50 Millionen). Es ist sozusagen eine 1000 Meter hoch gelegene Hochfläche, weshalb ewiger Frühling herrscht. Nun, da die Regenzeit vorbei ist, nähert sich der Hochsommer. Da kann es in Äquatornähe im Januar und Februar schon oft über 30 Grad heiß sein. Der Victoriasee im Süden ist doppelt so groß wie Baden-Württemberg. Gegen Norden hin beginnt die Savanne, und wo die Wüste anfängt (vielleicht 1000 km nördlich von Kampala), fängt auch ein anderes Land an: der Südsudan.

Uganda ist ein einigermaßen stabiles Land und passt zu den östlichen Nachbarn Tansania und Kenia. Die Leute sind arm, natürlich, und viele hungern. Uganda hat etwas Erdöl, die wilden Tiere in den Reservaten, Bodenschätze und Kaffee. Fürchte und Gemüse wachsen wie verrückt. Doch das Geld kommt nicht zu den Bürgern. 80 Prozent Arbeitslosigkeit, sagt man; es gibt keine Jobs, nicht einmal für Uni-Absolventen. Der Präsident will keine Familienplanung, und es gibt vorsichtige Versuche, eine Rentenkasse aufzubauen. Die früher so hochgelobten Mikrokredite beuten die Kreditnehmer aus, die sich wegen hoher Zinsen bis zur Verzweiflung verschulden.

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Dennoch: Modepuppen an den Straßen. Und links, unauffällig, der Weihnachtsmann

Schon vor 50 Jahren dachten wir als Studenten angestrengt nach, wie den »Entwicklungsländern« zu helfen wäre, und seit jener Zeit fließen Gelder in diese Länder, doch man sieht kaum einen Effekt. Vielleicht hätte man unser berufliches Bildungssystem einführen und sich einfach intensiver um Afrika kümmern sollen. Zu wenig hat man getan, und nun empört man sich über die hohe Zahl der Migranten.

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Sargtransport auf dem Moped

Rings um Uganda ist die Lage instabil wegen Rebellengruppen und Kämpfen zwischen Ethnien.Wie lange brauchte Europa, um nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges halbwegs zu Stabilität zu finden! 60 Millionen Kriegstote gab es im 20. Jahrhundert. Wir bereisen Afrika und erleben eine Variation unserer Vergangenheit: das Gleichzeitige des Ungleichzeitigen. Afrika hat sein eigenes Zeitmaß, und wir mit unserem Glauben an die Machbarkeit waren zu optimistisch. Afrika muss sich selbst zuverlässige Staatschefs wählen und seinen eigenen Weg finden. Vielleicht wird es 200 Jahre dauern, bis diese Länder sich einen bescheidenen Wohlstand erwirtschaften. Wir erhoffen es für die wunderbaren Menschen dieses Kontinents.

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