Die Gruppenseele
Da kam mir doch kürzlich die Group Soul von Frederick William Henry Myers (1843-1901) in den Sinn, die Gruppenseele. Oder Seelengruppe? Doch hätte er das gemeint, hätter er wohl Soul Group gesagt. Myers hat das aus dem Jenseits bekundet, und ich bin immer noch auf dem Weg, das komplizierte Thema der Reinkarnation mit Möglichkeiten zu füllen.
Myers, der im Januar 1901 in Rom gestorben war, vertraute seine Überlegungen dem Medium Geraldine Cummins in zwei Büchern an: The Road to Immortality (1932) und Beyond Human Personality (1935). In einem Aufsatz über die Gruppenseele schreiben englische Psi-Autoren, dass viele der Meinung seien, Myers‘ Ausführungen stellten das tiefsinnigste Material dar, das je durch ein Medium übertragen wurde.
Die Autoren stellen zunächst die berechtigte Frage, was sich denn inkarniere. Angenommen, ich habe festgestellt, dass ich früher (oder gleichzeitig) eine Frau namens Delphine Peyroux in Frankreich war, dann lebte »ich« eine Weile (oder tue es noch) mit deren Bewusstsein und Identität. Jetzt habe ich meiner Person, die mir vertraut ist.
Bei einer Nahtoderfahrung hört man immer, jemand habe oberhalb seines Körpers geschwebt und das Gefühl gehabt, dieser gehe ihn nichts mehr an. »Ich blickte hinunter und war dennoch immer noch ich.« Was ist dieses Ich? Die Myers-Exegeten meinen: meine Seele. Sie inkarniert sich weiter. Ein Gast bei Luisa sagte: Der Geist macht weiter, deine Person ist tot. (Wie immer die Verwirrung von Seele und Geist.) Dennoch habe ich die Erinnerungen dieser Person; der Körper ist unwichtig, er ist ja nur eine Materialisation der Seele oder dessen Kleid, angenommen für einen gewissen Erdenabschnitt. Omram Michaël Aivanhov sprach von der Personalität (die Triebnatur) und der Individualität (die Gottnatur). Je mehr wir die Gottnatur überwiegen lassen, desto weniger Inkarnationen brauchen wir.
Doch mit den Erinnerungen an das Leben dieser Person gehe ich hinüber. Da drüben ist vielleicht auch Delphine mit ihrem Bewusstsein. Wir begrüßen uns und haben etwas gemeinsam: Sie ist auch ich. Wir sind wie Geschwister. Vielleicht gibt es auch andere, ein Team, und zusammen sind wir unser Höheres Selbst, unsere komplexe Seele. Vielleicht greifen wir den Gedanken von gestern auf, den der Firma, die gedeihen soll. Dorthin will uns Myers führen, seine Gruppenseele ist dieses komplexe Selbst. Delphine ist also auch eine Seele.
Woanders hieß es, gewisse »Qualitäten« würden in der Inkarnation weitergetragen. Bei einem neuen Durchgang vergesse ich alles von früher, doch ich kann auf etwas aufbauen, das ich schon gelernt habe; ich werde besser. Ich habe auch etwas von Delphine in mir; vielleicht nicht konkrete Erfahrungen, aber einen Stil, eine Philosophie, eine Stimmung. — So eng ist man auch mit der Lebenspartnerin verbunden, mit der man gemeinsame Erfahrungen hat, und manchmal verwechselt man sich tatsächlich.
Doch nun endlich zur Gruppenseele. Myers meinte:
Die Tatsache, dass wir auf die Erde kommen, um für die Sünden aus einem anderen Leben zu bezahlen, ist in einem gewissen Sinn wahr. ES WAR UNSER LEBEN UND DOCH NICHT UNSER LEBEN. In anderen Worten, dieses frühere Leben lebte eine Seele aus der Gruppe, der ich angehöre, und sie erstellte für mich den Rahmen meines irdischen Lebens und lebte es, bevor ich den Mutterleib verließ. … Wenn ich darum von meinen spirituellen Vorvätern spreche, spreche ich von jenen Seelen-Ahnen, die durch EINEN GEIST an mich gebunden sind. In jenem Geist können zwanzig, hundert oder tausend Seelen vereint sein.
Der Geist nährt diese Seelen. Es geht um spirituelle Evolution, und der Grundbestandteil ist die Gruppenseele.
Die dem Geist nötige Erfahrung ist erreicht, wenn alle dazu notwendigen Seelen diese fünfte Ebene erreicht haben. Wenn sie sich ihrer Einheit und Individualität bewusst sind, können sie fortschreiten auf die sechste Ebene.
Hatte Robert Monroe nicht so etwas gesagt? Er ging nach drüben und hatte viel damit zu tun, andere Angehörige seines »Ich-Dort«, seiner komplexen Seele zu bergen oder zu retten, da manche abgedriftet waren oder auf der Erde besinnungsloss herumsaßen. Erst wenn alle beieinander wären, erkannte Monroe, könnten sie in einem riesigen Bus gemeinsam aus-checken.
Die Aussage »Ich hatte schon viele Leben« trügt dann. Wir mit unserer Ich-Besoffenheit müssten dann erkennen, dass wir zur Firma gehören; dass alle sich bessern müssen, dass wir dazugehören, aber nicht alles sind. Frederick Henry William Myers lässt uns alles von oben betrachten:
Der Geist oder das Tiefen-Bewusstsein, das eine Anzahl herumreisender Seelen mit seinem Licht nährt, ist ein GEDANKE G*TTES. … Diese Tausenden Gedanken oder Geister, geschaffen durch die Mächtige Idee (G*tt), unterscheiden sich voneinander; viele von ihnen (fast alle) sind grobe, unschuldige und unvollständige Embryos, bevor sie beginnen, Materie zu kontrollieren und sich in ihr zu manifestieren. Sie müssen sich zahllosen Erfahrungen stellen und sich in kaum zählbaren Formen verkörpern, um sich der Vollendung zu nähern, die in perfekter Weisheit und absolutem Realitätssinn besteht. Wenn dies verwirklicht ist, können sie göttliche Eigenschaften annehmen und Teil der Höchsten Idee werden, Teil des Ganzen.
(…) Der Geist muss sich ausdrücken und Form annehmen. Unsere Bestimmung ist es, daran mitzuwirken, dass das Bewusstsein (Mind) in der Materie sich weiterentwickelt … durch Verkörperung (Inkarnation) … und sodurch die wahre Realität erblickt. … Auf der fünften Ebene verschwindet die Furcht, und wir ahnen die Gemeinschaft der Seelen, den Psycho-Stamm … und wir gewinnen das ganze Universum zur Freundin.
Gestern hieß es: Das Leben aller Menschen ist ein einziges Leben!
Es tut mir leid, dass ich euch an zwei Tagen so viel Chaos zugemutet habe. Die fünfte und sechste Ebene sollten noch erläutert werden, aber erst einmal müssen wir wieder herunterkommen.