Valentin kurz und knapp

Valentinstag! Wieder habe ich meine Gesamtausgabe hergenommen und eine Wahl getroffen. Das dauert nur eine Minute, allerhöchstens. Blitzschnelle Entscheidungen sind langwierigen Überlegungen zumindest gleichwertig. Man kann auch mal den Zufall walten lasen, es wird eh zu viel gegrübelt und überlegt. Bin ich schon von Valentin-Fieber angesteckt. 

Irgendwo las ich die Meinung, Karl Valentin sei eigentlich einer der ersten Dadaisten und Surrealisten gewesen. Dada entstand 1916 in Zürich, die Surrealisten wirkten ab 1920 in Paris (André Breton war ihr Diktator), während Valentin nirgendwo anzusiedeln ist und überall. Liesl Karlstadt schrieb in ihrer Eloge Karl Valentin, das Münchener Original:

Aus peinlichen Momenten befreit er sich schlagfertig mit einem blödsinnigen Witz und viele haben sogar behauptet, mit dem »Valentin« könnte man kein vernünftiges Wort reden.

Als erstes ein Text, der mehrmals über die Grenzen des Gegebenen hinaustritt … bald befassen wir uns näher mit Unsinns-Texten. Valemtin konnte das auch (im Text sind keine Schreibfehler; er ist so):

2012-08-19 010Ja so ändern sich die Zeiten, die Menschen sind asgebinoierter geworden, sie begreifen allmählich, welche Wichtigkeit in sich verbirgt, allzu schnell ein Wirrwarr von Kleinigkeiten zu besitzen, deren Ursache sie selbst sind. Auch die inkurnikste Ansicht, der jetzt lebenden Menschen, kann ein Stillstehen der breiten Masse unbeirrt in sich bürgen, ohne reginöse Perplexerscheinungen in ein sicheres Vorhandensein quittieren könne. Die Menschheit ist skingtingstiefer geworden, sie singen ein Prosit der Gemütlichkeit  und lasse sich dabei Zähne plombieren. Die Kunst wollen sie nicht mehr anerkennen. Sie gehen her, lassen Riesensteinblöcke an irgend einem Platze abladen und heissen das Abgeladene »Denkmal«. 

Vater unser eines echten Münchners —— … unser tägliches Bier gib uns heute.

Als Valentin von dem neuen Flugzeug »Fiama« hörte, das ohne Bemannung über den Ozaen fliegen wird und von einem bestimmten Ort aus vom Erfinder durch elektrische Welllen betrieben wird, sagt er freudig: Ja da trauert ich mich a mitfliegen, weil man da nicht dabei sein braucht.

Wenn Sie frech werden, sagt Valentin zu jemand, dann werde ich mir erlauben sie zu beohrfeigen.

Wie geht’s, Herr Valentin, fragt ein Arzt.
Danke, ich bin immer gesund, ausser ich bin krank.

DSCN4757Als Liesl Karlstadt einen Brief nach Berlin in den Kasten wirft, stöhnt Valentin erleichtert auf, bin i froh, dass i der Brief net bin, wegen der weiten Reise.

Wenn ihm ein Bekannter aus einem Etui eine Zigarre oder Zigarette anbietet, nimmt er dankend an und sagt»nehmens ihnen auch eine!«

In einem Buchhändlerladen verlangt er einen Abreisskalender — weil er in acht Tagen abreisen will.

Verkäufer: Einen Hut wünschen Sie, welche Farbe denn?
Valentin: Aussen schwarz und innen hohl.

Herr Valentin, können Sie mir vielleicht sagen, wieviel Uhr es ist? —
Hörns doch auf mit der ewigen Fragerei, Sie ham mich doch schon vorige Woch amal g’fragt.

DSCN0008Valentin: Ist der Herr Geheimrat zuhause?
Mädchen: Leider nein — wenn Sie eine Viertelstunde früher gekommen wären, hätten Sie ihn noch getroffen.
Valentin: Danke schön, dann gehe ich wieder und komme dann Morgen eine Viertelstunde früher.

Valentin: Also Sie sind a im Krieg g’wesen?
B: Freilich, Sie auch?
Valentin: Natürlich, — aber wundern tuts mich, dass wir uns da drauss net g’sehn ham.

In einem mondänen Tanzlokal wird er gefragt wie es ihm hier gefällt — ganz schön, sagt er, bis auf die Musik, — no ja, Musik ist heute nicht mehr modern, man tanzt nach irgend einem Lärm. 

Valentin geht in ein Familienbad. Zwei Damen steigen eben ins Wasser. Schauen Sie, sagt ein Herr zu ihm, die jüngere Dame hat eine Figur wie eine Elfe.
Valentin: Die ältere aber ist schon mehr halbe zwölfe.

 

Der Teufel oben ist von Franziska Himmelsbach geschaffen worden.

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