Früh am Morgen

Krishnamurti beschreibt in seinen Aufzeichnungen, die 1980 erschienen, die Küste vor Tagesanbruch, wenn den Beobachter eine Stille überkommt, die dann in ihn (oder sie) einzieht. Ach, man steht selten so früh auf, man bleibt fast nie die ganze Nacht auf, aber würden wir nur fünf Minuten zu Fuß zum Strand haben, wo die Sonne aufgeht, − wir würden öfter früh aufstehen.

»Hinter der Brücke liegt das Meer, blau und entfernt. Hier gibt es gelbe Sandflächen entlang der gewundenen Strandlinie, und sich ausdehnende Palmwälder stehen darauf. (…) Früh am Morgen, gerade bevor die Sonne aus dem Meer steigt, wenn der Tau schwer auf der Erde liegt und die Sterne noch zu sehen sind, ist dieser Ort sehr schön. Du kannst hier alleine sitzen, und eine Welt aus intensiver Stille umgibt dich. Das Meer ist unruhig und dunkel, der Mond hat es geärgert, und so rollen seine Wellen mit Zorn und Gebrüll heran.  

Doch trotz des dunklen Donnerns des Meeres ist alles seltsam ruhig; es gibt keine Brise, und die Vögel schlafen noch. Dein Geist hat seine Lust verloren, über das Antlitz der Erde zu wandern und sich inmitten der alten, vertrauten Landschaft zu bewegen, um seinen stillen Monolog weiterführen zu können. Plötzlich und unerwartet zieht sich diese ganze unglaubliche Energie zusammen, konzentriert sich, aber nicht, um sich auszudehnen und sich in Bewegung zu entfalten. Bewegung gibt es nur in dem, der Erfahrungen macht; in dem, der sucht, der gewinnt und verliert.  

Das Sich-Zusammenziehen dieser Energie, die frei vom Druck und den Einflüssen des wie immer schwankenden Verlangens ist, hat völlige innere Stille gebracht. Dein Geist ist ganz entzündet, ohne jeden Schatten, und er wirft auch keinen Schatten. Der Morgenstern ist sehr klar, stetig und nicht funkelnd, und am östlichen Himmel steht ein Glimmen. Dein Geist hat sich nicht um eine Haaresbreite bewegt; er ist nicht gelähmt, aber das Licht jener inneren Stille ist selbst zu Handlung geworden, ohne die Worte und die Bilder des Geistes. Sein Licht ist ohne einen Mittelpunkt, der Schatten würfe; es gibt nur Licht.«

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