Schwerelosigkeit
Auf Reisen gibt es viele wechselnde Situationen, wenn man ohne Plan unterwegs ist wie ich. Alles ist neu, während man zuhause irgendwie roboterhaft durch die Gegend rennt, weil man alles kennt. Manchmal habe ich mir verblüfft gesagt: »Aha, das ist jetzt also deine Gegenwart.« Und manchmal war’s super.
Vom Campingplatz La Drance waren es keine zehn Minuten zum Südufer des Genfer Sees. Ich erinnere mich, eines Morgens bin ich nach dem Aufstehen so gegen neun hinüber, um im Restaurant Oxxy einen Kaffee zu trinken. Im Lokal wurde alles für den Tag vorbereitet, über dem See war es still, ich war der einzige Gast, und aus den Lautsprechern drang unaufdringlich House-Musik.
Das sind diese ganz seltenen Situationen, in denen man sich schwerelos fühlt. Man ist noch etwas schläfrig, also nicht ganz anwesend, ein paar Leute arbeiten um einen herum, als wäre man nicht hier, und schön ist gerade dieses geisterhafte Daseinsgefühl, dieses Schwebende. Ich war glücklich. Diese Szene wurde so hinkomponiert, jedes Detail gehörte dazu, und du warst eher Requisit oder Komparse, sprachloser Teil dieser Welt wie ein Baum oder eine Katze.
Die Musik, die lief, erinnerte mich an jene Lofi-Serien, die man auf Youtube finden kann. Das ist Musik, die so nebenher läuft und einen ebenfalls in einen meditativen Zustand bringt. Bringen wir hier Links zu Chill Summer Lofi und Beach Vibes. Auch am Nachmittag lief immer bassbetonte Musik.
Vorher schon, am Fluss Doubs, dem ich ab L’Isle-sur-le-Doubs folgte, konnte man Szenen des völligen Friedens finden. Es war wie in der Schweiz: nur leises Gebimmel von Kuhschellen, Zwitschern von Vögeln und … das Gequake von Fröschen! Nie ein solches Frosch-Orchester gehört!